Hawera - Palmerston North
Ein junges Paar, das gestern angekommen ist und wohl im Auto geschlafen hat,
scheint auf eine Regenpause gewartet zu haben, um endlich ihr Zelt auf dem
Nachbarplatz aufstellen zu können. Mit der Aufstellungs-Anleitung in der
Hand schaffen sie das aber nicht, ohne dass ein erneuter Schauer ihnen doch
alles zuerst nass machen muss. Sie tun mir Leid. Da haben wir's doch noch ein
Stück besser in unserem trockenen Stübchen, wo immer alles dabei und
gebrauchsbereit zur Hand ist.
Wir prüfen vor der Weiterfahrt nochmals die Wetterprognosen. Die sehen
düster aus. Für heute immer noch heftiger Regen. Aber zwischen hier
und Wellington sollte es eine Zone geben, die ein kleines bisschen weniger
nass wird. Über die Südinsel scheint sich hingegen ab Neujahr ein
breites Hoch hinzuziehen.
Wir visieren also für heute Palmerston North an, dann haben wir bis
Wellington noch eine Etappe, in welcher sich das Wetter beruhigen sollte, so
dass man auch für die Überfahrt einigermassen bessere
Voraussetzungen hätte.
Der Taranaki wird heute nicht mehr gesichtet, Regen begleitet uns durch eine
Landschaft mit grossen Vieherden, in hügeligen Gegenden mit mehr Schafen
und gegen Wanganui fallen sogar Mais- und Kornfelder auf. Dort mündet
auch der Whanganui-River ins Meer, der inzwischen zu einem breiten Strom
geworden ist, nachdem wir ihn vor drei Tagen als noch jungen Fluss in
Taumarunui kennen gelernt und in der Nähe seines Ufers übernachtet
haben. Man könnte auf ihm hier sogar ein Rundfährtchen mit einem
Raddampfer machen, aber bei diesem Fotzelwetter....
René steht beim Liquor-Land (sprich Schnapsladen) gerade auf die
Bremse, nur weil ich etwas von Schnaps gesagt habe, weil es mir vorgestern
nicht so gut war. Am liebsten wäre mir ein Grappa, eben, wenn ich wieder
mal so unvernünftig so riesige Fleischstücke vertilge. Wie ich aber
feststellen muss, sind Spirituosen hier sündhaft teuer. Aber hier wissen
sie im Gegensatz zum Duty Free Shop in Sydney, was ein Grappa ist. Sie haben
einen einzigen hier, aber mehr als siebzig Dollar zahl ich doch nicht! Nachdem
ich aber im ganzen Laden nichts finden kann, für das ich mich
erwärmen könnte, komme ich am Schluss doch mit diesem Einen wieder
heraus. Es ist immerhin ein Amarone und was haben mir meine Freunde gesagt?
Ich solle mir was kaufen, was ich mir sonst nicht leisten würde und das
war nun so eine Gelegenheit!
Der Regen lässt auch nicht nach, bis wir in Palmerston sind. Dort decken
wir uns im Countdown wieder mit Lebensmitteln ein. Hier haben sie sogar
Polenta! Auch einen Kuchenteig finde ich und damit und den frischen Aprikosen
mache ich heute gerade eine Wähe. Es hat nämlich auf dem Holidaypark
hier in Palmerston North, wo wir unter hohen Bäumen einen Platz bekommen
haben, einen einigermassen funktionierenden Backofen.
Das Konzert, das uns die hohen Bäume zusammen mit dem Wind bescheren,
wenn die nassen Blätter ausgeschüttelt werden, gehört auch zum
noch-nicht-Erlebten und wir hoffen nur, dass der Regen heute nicht auch wieder
die ganze Nacht anhält.
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