Palmerston North - Lower Hutt
Regen und Wind haben aber nicht auf uns Rücksicht genommen. Da war ja das
Prasseln von letzter Nacht gerade ein monotones Schlafliedchen. Auch als
einmal ein Rennvogel - inzwischen weiss ich, dass sie Myna heissen - auf
unserem Dach gelandet ist, hat sich das Trippeln ja noch lustig angehört.
Aber was uns der Ast, der etwa zehn Meter über uns hängt heute Nacht
antat... Wenn der Wind seine Blätter schüttelte, hörte es sich
an, als ob eine ganze Sippe Possums auf unserem Dach herumraufen würde
oder als ob ein Tambour für die Fasnacht übte. Die heftigen
Regenfälle sollen auch heute und morgen noch anhalten.
Wir nehmen die letzten 130 Kilometer bis Wellington noch unter die Räder.
Von der Gegend bekommt man nicht viel mit. Nur dass hier doch noch eher Korn
angesät ist und es hat grosse Felder mit Kartoffeln, die eben am
Blühen sind. Aber in den Furchen steht das Wasser und auch die
wahrscheinlich sonst kleinen Bächlein führen massiv Wasser. Regen
und ein Wasserschleier auf der Strasse begleiten uns bis nach Wellington, wo
wir als erstes zum Ferry-Terminal fahren. Wir hoffen, dass das Wetter bis zur
Überfahrt am Montag besser ist und lösen auf der Arahura, die um
10.25 den Hafen verlässt, ein Ticket.
Es regnet immer noch mehr als Bindfäden und es reisst uns überhaupt
nicht, noch in die Stadt oder irgendwohin zu gehen. In Lower Hutt, etwa zehn
Kilometer von hier gibt es einen Top 10 Holiday Park und dort wollen wir uns
die nächsten zwei Tage vor den immer noch prognostizierten, heftigen
Regenfällen verkriechen. Wir bekommen einen Platz, wo keine Äste
über unser Auto hängen und wir also nur dem feinen Kitzeln des
Regens lauschen müssen. Es ist wieder ein grosser und sauberer
Campingplatz, voll bestanden mit grossen, eben jetzt blühenden
Pohutukawas und trotz des Regens hört man überall den manchmal fast
wie Glocken tönenden Ruf des Tui, wie um uns etwas zu trösten.
Es hat in der Küche sogar vier Kochherde mit Backofen und aus dem Rest
des Teigs von gestern bekommt René heute eine Art Pastete, während
ich mir eben wieder ein so unvernünftig grosses Stück Fleisch mache.
Ich habe ja jetzt einen Grappa, den ich dann zur Feier des Tages probieren
kann.
An der Reception probiere ich heute mal eine DVD zu bekommen. Manchmal kann
man sie gratis ausleihen oder man bezahlt eine kleine Gebühr. Sie haben
Notting Hill und das finde ich nun gerade so schön passend, um diesen
verregneten Silvesterabend auszukosten, wenn man schon einen TV hat, mit
integriertem DVD-Player, den wir aber bis jetzt noch nie in Betrieb genommen
haben, weil eh nie ein Programm in vernünftiger Qualität zu
empfangen war.
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