Queenstown - Cromwell
So kennen wir Queenstown ja schon vom letzten Mal her - es schifft! Alles ist
verhangen, wie es in den Bergen sein kann. Und das ist das Unangenehme - wenn
man so frisch aus dem Bett zuerst durch den Regen zum Toilettenhäuschen
springen muss. Obwohl sie sich hier das Non-Plus-Ultra haben einfallen lassen,
denn bis jetzt ist es die absolute Spitze, was man uns je an sanitärer
Einrichtung auf einem Zeltplatz geboten hat. Weil sie die saubersten Anlagen
haben, bevorzugen wir ja auch Top-10-Parks. Hier war aber Design gefragt und
nach der Inspiration eines Hopfen-Trocknungshauses, wie man es in England oder
in Hopfenanbaugebieten sehen kann, wurde die Anlage konzipiert. Mich erinnert
aussen zwar einiges eher an Hundertwasser, aber die Innenräume getraut
man sich kaum zu betreten. Man braucht einen Code für die
Türöffnung. Fototapeten lassen einen zuerst in einen Wald eintreten.
Spiegel vermitteln aus den Augenwinkeln den Eindruck, als ob noch jemand
anders im Raum sei. Zwei Lavabos in Form einer weissen Muschel und gediegene
Leuchter oder indirektes Licht machen alles fast geheimnisvoll. Getraut man
sich dann ins WC-Kabäuschen einzutreten, meint man, man sitze am Steuer
eines Safari-Geländewagens oder nebenan befindet man sich in einem
Weingut oder wie auf der Behinderten-Toilette, an einem schönen blauen
See. Auch die BBQ, welche auf allen Holidayplätzen sehr wichtig sind, wo
man überall Gasgrills zur Verfügung hat, haben irgendwelche
Brauerei-Einrichtungen und Armaturen. Schade, ich war gestern Abend wieder
nicht so fit, als dass ich hätte näher rekognoszieren können.
Es hätte sich sicher noch gelohnt.
Das mit Glenorchy können wir auch vergessen. Bei diesem Regen bringt
diese Fahrt weiter dem pulsierenden Lake Wakatipu entlang nichts. Wir schauen
uns an, wo wir am nächsten wieder einen Standplatz bekommen und peilen
Cromwell, etwa 40 km von hier an, wo wir uns wieder verkriechen können,
bis sich die Sturzbäche verlaufen haben.
Unterwegs zeigt ein Wegweiser eine Historische Hängebrücke an, aber
wahrscheinlich will niemand diese sehen, sondern den verrückten Dingern
zusehen, wie sie sich von dort 43 Meter in die Tiefe über den
Kawarau-River stürzen. Trotz Regen läuft das Geschäft. Da
fahren sie gar per Car an. Für 180 Franken ist man dabei und bekommt als
Belohnung ein T-Shirt zum Auswählen. In der Zeit unseres
Kaffeeaufenthaltes springen drei oder gar vier in die Tiefe. Trotz
Regenwetter, aber Hauptsache man hat Fun.
In der Gegend um Cromwell sehe ich nun zum ersten Mal Obstplantagen und
mit feinmaschigen Netzen überdeckte Kirschenkulturen. Es ist
übrigens mehr oder weniger Kirschenzeit, aber diese sind hier etwa drei
Mal teurer, als bei uns.
Um das Städtchen Cromwell zu besuchen, fehlt uns wirklich die Lust. Es
regnet wieder mal Bindfäden und ich koche uns eine gestampfte
Gemüsesuppe und wir essen das heute ergatterte Brot, das noch knusprig
war, solange es warm war, dessen Inneres aber beim Schneiden unter dem Motto
super-soft, einmal zusammengedrückt, seine ehemalige Fülle nicht
wieder erreichen will.
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