Owaka - Dunedin
Wir waren die ganze Nacht ganz allein hier und geregnet hat es auch nicht
mehr. Die Sonne küsst mich sogar wach, aber schon hat sie sich's wieder
anders überlegt. Sie winkt uns jedenfalls bei unserer Abfahrt ziemlich
nass nach. Aber nur mit der Ruhe, wir wissen nun schon: wenn's regnet, warte
ein paar Minuten und schon braucht man den Scheibenwischer nicht mehr. Wir
nehmen die Kakapoint-Road, die ein Stück wieder ganz dem Meer entlang
führt, halten bei braunen Wegweisern oder Picknickplätzen an, oder
auch nicht auf Befehl, einfach um zu sehen, wie es da ist, wie es tönt
oder windet oder duftet, um einen Fussabdruck in den Sand gesetzt zu haben,
der jedoch von der nächsten Welle wieder fein ausgeebnet wird. Wer ist
man denn schon, in dieser weiten, unendlichen Welt?
Das Grün fällt mir heute noch mehr auf als gestern. Manchmal
könnte man meinen, wir wären in der Schweiz. Mit grünen Tannen-
oder Baumgruppen eingerahmte Äcker und Wiesen auf leicht hügeligem
Land. Nur die Schafe wären darauf fremd und die auf der linken
Strassenseite fahrenden Autos.
Schon ist Balclutha mit seiner Beton-Bogenbrücke hinter uns und auch
Milton mit seiner auffälligen Kirche, vor welcher immer noch komisch
anmutend, ein reichgeschmückter Christbaum steht. Aber einen Kiosk gibt
es nicht, folglich auch kein Bild vom Christbaum, keinen Kaffee und auch keine
Glacé. Dazu ist es nun definitiv zu kalt. Ausserdem haben wir nun schon
bald Dunedin erreicht, wo wir auf dem Top10 unser Auto auf dem Platz
abstellen und in die Stadt pilgern.
Wieder einmal habe ich mich in der Distanz getäuscht, wir pilgern eine
gute halbe Stunde und glücklich angekommen, beginnt es zu regnen. Wir
fliehen ins i-Site, dann in den schönen Bahnhof, wo gerade der
nostalgische Taieri-Schlucht-Zug von seinem spektakulären
Halbtagesausflug zurückgekommen ist. Dann warten wir in einem Café
das Ende de nächsten Gusses ab und schliesslich hören wir im Countdown, wie es
aufs Dach prasselt. Wagemutig machen wir uns auf den Heimweg und haben
Glück, wir werden nicht so nass, wie wir es jederzeit später in den
vielen wolkenbruchartigen Sturzbächen, welche bis am Abend anhalten,
hätten werden können.
Dunedin, ja ja, auch so wirst du uns in Erinnerung bleiben!
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