Omarama - Lake Tekapo
Es ist wie Herbst, eine Nebeldecke hängt über den Hügeln
ringsum und dämpft wieder alle Freude. John, der Fischer von Oamaru, mit
dem wir gestern zusammen mit zwei andern Paaren aus der nächsten
Camper-Nachbarschaft zusammengesessen sind, meint, dass es heute Nachmittag warm
werde, für die nächsten Tage hingegen sei wieder ein Tief am
Vorüberziehen. Also besuchen wir heute einmal sicher Mount Cook, den
Gletscherort und anstatt in Twizel den Tag noch fertig zu vertrödeln,
fahren wir lieber heute bis nach Tekapo am schönen blauen See. Zuerst
aber befolge ich John's Rat, noch vor Twizel beim ersten hellblauen See in der
Lachsfarm anzuhalten. Dort kann man ganz frischen Lachs kaufen und von einem
Rezept hat er gestern geschwärmt. Man schneide den Lachs in dünne
Scheiben, dann kommen Tomatenscheiben drauf und natürlich
neuseeländisch ‚topped' mit Reibkäse und Zwiebeln, wie eine
Pizza. Da ich es nicht ganz mitbekommen hatte, hakte ich nochmals nach: im
Ofen oder in der Pfanne? Nein - in der Mikrowelle! Fisch in der Mikrowelle???
Alle lachten wieder über mein Entsetzen! Und erst noch Käse
obendrauf! Aber das will ich jetzt trotzdem probieren.
Das kleinste Stück, das ich nun in der Farm bekommen kann, reicht
spielend wieder für zwei Mal. Die Verkäuferin gibt mir zuerst noch
eine Handvoll Fischfutter, damit ich ihre Lachse draussen im Bassin
füttern kann. Ausgerechnet jetzt ist René im Auto geblieben, ich
kann doch nicht mit der einen Hand Fische füttern und mit der andern ein
Foto von dem Getümmel machen, das diese deswegen veranstalten!
Der Nebel wälzt sich noch in einer gewissen Höhe über dem Lake
Pukaki, bis wir fast seine ganze Länge von 30 Kilometern abgemessen
haben. Manchmal schafft es die Sonne, ein Loch durchzubrennen, dann erstrahlt
das Wasser in einer milchig himmelblauen Farbe. Wo sich der Himmel nicht
spiegelt, scheint es wirklich fast milchig weiss. Wieder einmal fühlen
wir uns privilegiert. Bis wir das Ende des Sees erreicht haben, dort wo man
zuhinterst im Tal am Fusse des Mount Cook die Gletscher fast anfassen kann,
welche auf diese Seite auch fast bis 700 Meter herunterfliessen, ist der Nebel
verschwunden und wir können die weissen, mit Schnee und Eis bedeckten
höchsten Berge der Südalpen in ihrer strahlenden Majestät
bewundern.
Eigentlich wäre hier eine der besten Gelegenheiten, es einmal mit unserem
Ungetüm aufzunehmen und zu sagen, ich probiere es jetzt einmal, wie es zu
lenken ist. Aber ich getraue mich einfach nicht und dafür schäme ich
mich etwas. Aber René macht das ja so gut. Würde ich das Steuer in
die Hand nehmen, würden wir bestimmt nicht mit 9 Litern auf 100 km davon
kommen.
Ich geniesse lieber die wunderbare Fahrt, mit ihren Pastellfarben - des Sees,
der goldenen bis rötlichen Weiden und Hügel bis zum nächsten
See, dem Lake Tekapo, den ich als so wunderschön in Erinnerung habe. An
seinem Gestade hat es einen schönen Zeltplatz und wir bekommen einen
Platz, wo wir unser Auto für zwei Nächte hinstellen können.
Das schöne Wetter nutzen wir aber noch voll aus, um die Kirche des guten
Hirten zu besuchen. Wieder haben wir Glück. Noch zehn Minuten, bis die
Tür geschlossen wird. Als wäre es gestern gewesen, ist mir das Bild
vom letzten Mal noch präsent. Die kleine Kirche mit ein paar Bankreihen
und das einmalige Altarbild, das aus einem Fenster besteht, durch welches man
auf den wunderbar blauen See und die Berge dahinter sehen kann.
Das letzte Mal hiess es, man dürfe nicht fotografieren und ich hielt mich
daran. Heute ist nirgends mehr ein entsprechendes Schild zu sehen und alle
Leute knipsen und filmen drauflos und irgendwie habe ich das Gefühl, dass
der Zauber des Ortes verloren gegangen sei. Aber dafür habe ich nun auch
ein Bild.
Über einen Sattel des Hügelzugs wallen wieder, wie letztes Mal auch,
Wolken wie ein Wasserfall von der Westseite herüber. Das heisst, in
Christchurch regnet es wohl bereits heute. Ich hoffe jetzt, das es auch morgen
noch dort bleibt und wir, entgegen allen Prognosen einen zusätzlichen,
schönen Tag hier am blauen See geniessen können.
Der Mikrowellenfisch mit den Tomaten und Käse ist zwar gut, aber im Butter gebraten ist er halt doch unübertroffen und morgen mache ich mir den Rest dann lieber wieder ganz konventionell in der Bratpfanne.
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