Kaikoura - Richmond
Das Wetter hat sich bis heute Morgen noch nicht anders besonnen. Im Gegenteil,
die Wolken hängen noch tiefer über den Bergen ins Meer hinab als
gestern Abend. Bevor wir uns in der Einsamkeit wieder verlieren, müssen
wir unseren Tank wieder mal füllen. Es ist heute der 74. Tag, welchen wir
mit unserem Camper unterwegs sind. Es sind bald gegen 8000 Kilometer, die wir
gefahren sind und es ist uns noch keineswegs verleidet.
Der SH1 führt uns weiter nordwärts und über weite Strecken
alles ganz der Küste entlang. Etwa zwanzig Kilometer von Kaikoura
entfernt halten wir Ausschau nach Seehunden, denn wir wissen noch vom letzten
Mal, dass sie hier praktisch bis an die Strasse heran kommen. Tatsächlich
sieht man auf einer weiten Strecke eine Menge dieser faulen Säcke auf den
Steinen herumlümmeln. Sie sind hier zwar ein bisschen vorsichtiger als im
Cape Foulewind, wo sie sich an die Menschen gewöhnt haben. Hier hat man
das Gefühl, dass sie einen gut im Auge behalten. Aber man hat ja für ein paar Fotos genug
Statisten zur Auswahl. Das Wetter ist etwa gleich
diesig, wie das letzte Mal, als wir diese Strecke in der anderen Richtung
gefahren sind. Auf der ganzen Strecke begleitet uns die Bahnlinie des Tranz
Costals, nur begegnen wir ihm nicht. Er fährt um halb zehn in Kaikoura ab
und so schnell fährt er nicht, dass er uns einholt. Am Nachmittag kommt
er aus der andern Richtung um halb vier Uhr an und während der Nacht
donnern etwa drei Güterzüge über seine Schienen, die gerade
hinter dem Top10 in Kaikoura durchführen und das haben wir heute Nacht
dann gut registriert.
Sobald sich die Strasse wieder dem Landesinnern zuwendet, wird die Welt wieder
gelb. Nein zuerst kommen die rosaroten, weiten, ebenen Flächen des
Salzwerks vom Lake Grassmere. Die weissen Salzberge haben wir letztes Mal
näher begutachtet und diesmal lassen wir es gut sein. Es regnet zwar
nicht gerade richtig, aber wir fahren trotzdem lieber weiter. Berge sind es
eigentlich nicht ganz, die wir durchfahren, aber doch sehr hügelig, meist kahl und baumlos, dafür aber mit einem
gelben Grasteppich überzogene Haufen. Man hat herausgefunden, dass sich der
Boden hier gut für Reben eignet und zu den grossen Rebbergen, welche
letztes Mal frisch gepflanzt waren und sich in den vier Jahren recht gut
entwickelt haben, sind noch mehr grosse, jetzt grüne Flächen dazu
gekommen. Das Weinanbaugebiet um Blenheim hat sich sicher gut verdoppelt.
Im Städtchen Blenheim machen wir auch heute wieder einen kleinen
Spaziergang, zum Ersten, weil wir noch etwas einkaufen müssen und
eigentlich könnten wir auch irgendwo was essen. Am Schluss landen wir
wieder im Beizlein neben dem Museumsflieger Argosy, dort gibt's nämlich
nach dem Fisch zum Dessert eine echte Tip-Top.
Wir wollen aber heute noch weiter bis nach Nelson und ausnahmsweise sind es
einmal sogar mehr als 200 km. Wir möchten nämlich noch in das
Naturschutzgebiet des Abel Tasman, das wir letztes Mal nicht gesehen haben und
als wir am Neujahr ankamen, hatten sie dort gerade grössere
Überschwemmungen und weggespülte Strassen, welche nun hoffentlich
wieder repariert sind.
Über eine richtige Passstrasse mit mir den Atem raubenden Kurven, haben
wir auch den Blue Hill bald hinter uns und schon kommt Nelson in Sicht. Das
Meer ist gerade wieder im Ausgang. Nelson Haven ist sowieso ein ganz flaches
Becken und ist, wie der grosse Waimea Inlet hinter Rabbit Island im Moment
fast trocken. Die Stadt lassen wir heute links liegen und fahren bis Richmond,
ein etwas kleinerer Ort, auch am Waimea Inlet, wo es einen Top10 hat. Ein
kleiner Spaziergang durchs Städtchen, das ganz grossartig eine neue Mall
hat, liegt gerade noch drin, ich bin heute doch recht müde.
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