Masterton - Waipawa
Es sind tatsächlich etwas Aufhellungen unterwegs, man ist ja schon mit
wenig zufrieden. Wir fahren wieder durchs Landwirtschaftsland der Nordinsel.
Es ist eine leicht hügelige Landschaft mit grüneren Wiesen und
wieder mehr Kühen als Schafen. Am Strassenrand rennen wieder die Mynas im
letzten Moment auf die Seite. Rennvögel sahen wir auf der Südinsel
keine. Ich beginne mit meiner Kamera Lollipopboys und die Mahn-Plakate
für mehr Verkehrssicherheit zu sammeln.
Woodvilles umgebende Hügel sind gespickt mit unzähligen
Windrädern. Es wäre Zeit für einen Kaffee und wir wiederholen
uns. Letztes Mal war auch hier Kaffeepause. Leider realisiere ich zu
spät, dass es in diesem ‚Cafe' nur einen Automaten hat und ich
bekomme so einen lächerlichen Pappbecher mit einem Deckel, einen
‚Cafe to go' und ich gehe auch damit bis zum nächsten
Rinnstein.
Die nächste Ortschaft ist Dannevirke. Diese ist, wie auch Woodville von
Skandinaviern gegründet worden, welche die Landschaft gerodet und zu
bewirtschaften begonnen haben. Ich will vom Wikinger, der am Stadteingang die
Besucher begrüsst, ein Foto haben, denn der soll Lykke-Lise, die dieser
Tage Geburtstag hat, meine Glückwünsche überbringen. Bei einem
Städtchenbummel komme ich doch noch zu einem richtigen Kaffee und
sonstigem ‚unbedingt Nötigem', wie zum Beispiel einem neuen BH.
Ein nächster möglicher Etappenstopp wäre Waipukurau oder
Waipara, weil es dort auf meiner Karte einen Zeltplatz für Camper hat.
Eine Adresse, welche ich der Lady angeben könnte, finde ich allerdings
nirgends, deshalb fragen wir im i-Site in Waipukurau, welches im
Bahnhöfchen untergebracht ist. Bahnhöfe sind praktisch überall
umfunktioniert in Kioske, i-Sites oder Cafés und dergleichen. Auf dem
Bahngeleise, welches unsere Strasse seit Woodville mehr oder weniger treu
begleitet, fährt wohl selten ein Zug und wenn, dann höchstens ein
Gütertransport. Seine Schienen scheinen ziemlich rostig und eine
Oberleitung hat es auch nicht.
Der hiesige Campground befindet sich kaum einen halben Kilometer von hier und
der nächste zehn Minuten entfernt, in Waipawa. Der Letztere sei ein
bisschen der hübschere. Also gehen wir mal nachschauen, wie uns dieser
hier gefällt. Ein Blick in Küche und Toiletten machen uns die
Entscheidung leicht. Wir fahren weiter und in Waipawa sieht es doch etwas
besser aus.
Für einen "Stadtrundgang" braucht man nicht allzu lange. Ein halbes
Stündchen als Verdauungsspaziergang reicht aus, um vom Dorfanfang bis zu
seinem Ende alles Wichtige gesehen zu haben. Hauptsächlich den
Glockenturm, der in der untergehenden Abendsonne ins Auge fällt. Es ist
ein Kriegsdenkmal und ich kann fast nicht glauben, dass aus diesem Distrikt
allein im grossen Krieg, also im ersten Weltkrieg über 80 junge Menschen
weit in der Fremde ihr Leben lassen mussten. Beim unbewachten
Bahnübergang müssen wir doch tatsächlich wegen eines Zuges
aufpassen. Aber der kommt mit so einem Getöse und Gebrumm daher, dass man
ihn lange im Voraus kommen hört und genug Zeit hat, Reissaus zu nehmen.
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