Waipawa - Hastings
Bis jetzt sind uns fast auf jedem Zeltplatz Enten begegnet, aber hier kann man
hinter den Cabins gar Alpacas sehen.
Auch heute ist der Himmel wieder wolkig und grau bedeckt. Den Bildern von den
braunen, runden Hügeln und dem blühenden, wilden Fenchel, der jetzt
die Strassenränder ziert, fehlt einfach ein bisschen die Brillanz.
Einmal muss René aber trotzdem auf die Bremse treten und wir
marschieren ein Stück der Strasse entlang zurück, um einen
wunderschön grünen Teich nochmals etwas aus der Nähe zu
begutachten. Ist es Schlamm oder sind es Wasserlinsen, die die ganze
Oberfläche bedecken? So genau kann man das nicht unterscheiden, aber es
sieht faszinierend aus.
Dann kommen wir wieder mehr in die Nähe des Meeres, wo das Gebiet ebener
wird und wo man wieder Plantagen und Kulturen von Äpfeln, Obst und Wein
hinter Hecken versteckt.
Hastings und Napier an der Hawkes Bay liegen vor uns und wir werden uns
für eines von beiden für heute Nacht entscheiden. Aber zuerst
möchten wir soweit es geht, Richtung Cape Kidnappers fahren. Den Namen
hat dieses Kap wiederum von Cook, weil ihm dort wegen eines
Missverständnisses die Maoris einen Mann der Besatzung entführt
hatten. Am äussersten Ende ist ein Naturreservat mit einer
Tölpel-Kolonie, wo von Juli bis Oktober bis zu 17000 Tölpel
brüten. Während dieser Zeit ist der Zutritt untersagt, jetzt
könnte man jedoch entweder dem Strand entlang dorthin gelangen oder auf
einem alten Heuwagen, der von einem Traktor gezogen wird, dorthin chauffiert
werden. Die Strecke ist etwa acht Kilometer lang und dem Strand entlang ist
sie nur bei Ebbe begehbar. Bis wir ankommen, ist natürlich die
Abfahrtszeit der Traktoren vorbei, aber bis die Ebbe am tiefsten ist, geht es
noch gut anderthalb Stunden und das Wetter hat aufgerissen und endlich scheint
wieder mal die Sonne. Also marschieren wir los, vielleicht sehen wir auch so
noch etwa den einen oder andern solchen Tölpel, die sich aus grosser
Höhe mit hoher Geschwindigkeit ins Meer stürzen und sich so ihr
Futter holen. Auf unserem Marsch begeistern mich aber zuerst einmal die
mächtigen Klippen. So klassisch wie diese sind, habe ich noch keine
gesehen, aber ich habe sie mir immer genau so vorgestellt. Wie das Meer von
unten nagt und frisst und ab und zu wieder einmal ein Baum vom Wald
herunterstürzt und Gestein, das einmal im Meer war und dann in
schrägen Schichten hoch hinauf geschoben wurde, wieder zurück dem
Meer zum Frasse heruntergeworfen wird. Natürlich findet René auch
wieder unendlich viele Motive, um seine neue Kamera auszuprobieren.
Tölpel begegnen uns zwar keine, die einzigen sind wir selber, denn die
grossen Seevögel, die gerade ihre Jungen zum Fliegen animieren sind
mitnichten Tölpel, wie ich später anhand von Bildern feststellen
kann, aber ich habe noch nicht herausgefunden, wie sie denn heissen.
Trotzdem befriedigt von unserer Wanderung müssen wir etwa auf der
Hälfte des Weges umkehren, damit wir vor der Flut wieder zurück sind
und nicht zuletzt auch, weil wir für heute genug Sonne abbekommen
haben.
Wir entschliessen uns fürs Top10 in Hastings und machen als Erstes noch
einen Bummel durch das Städtchen. Freundlich und herausgeputzt erscheint
es uns. Sicher weil man endlich wieder mal im Sonnenschein spazieren gehen
kann, aber auch die vielen Blumenampeln entlang der Einkaufsstrassen tragen
dazu bei. In der Mitte der Stadt ein riesiger runder Brunnen, darum herum als
Kreisel die Strasse und in der Mitte hindurch die Eisenbahnlinie, auf welcher
ab und zu mal ein Güterzug fährt. Der Glockenturm daneben ist
diesmal nicht ein War Memorial, sondern erinnert an die fast hundert Opfer des
Erdbebens von 1932, welches mit einer Stärke von 7.9 auch ganz Napier
zerstört hat.
Da sind wir nun ausgezogen, um schnell in der Stadt eine Glacé zu
essen. Dabei war die Stadt dann doch weiter entfernt, als wir meinten, eine
Glacé ist uns nirgends begegnet und als wir endlich nach zwei Stunden
wieder im Campground ankommen, sehen wir, dass vor dessen Eingangstoren ein
klassischer Tip-Top-Kiosk steht!
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