Gisborne - Te Araroa
Wir hatten auf dem Campground gestern keine gute Internetverbindung und
René möchte seine Daten etwas speditiver hochladen. Also fahren
wir zuallererst auf den Parkplatz des Countdowns, wo das alles viel besser
funktioniert.
Anschliessend kann's losgehen. Zuerst eines der 101 Must Do's for Kiwis, die
Wainui Beach gleich nach der Poverty-Bay in Gisborne. Aber eben das Must Do
wäre surfen oder baden in der Bucht mit weissem Sand. Dabei finden wir
diesen Ort jetzt gar nicht so speziell. Erstens ist gar nicht das Wetter, das
zum Baden oder Surfen einladen würde und dann dominieren hier die
Privat-Villen, mit Blick aufs Meer und eigenem Zugang zum Strand. Vielleicht
sind wir aber dem Wegweiser nur in der falschen Richtung gefolgt.
Wir haben die Strecke zur Bay of Plenty über den Pacific Coast Highway
gewählt, die Strasse, die übers East Cap mehr oder weniger alles der
Küste entlang führt. Landschaftlich ist es eine sehr schöne
Gegend, aber auch ziemlich einsam. Es hat auch nicht so viel Verkehr auf der
Strasse. In der Tolaga Bay halten wir wieder an. Wir wollen den längsten
Wharf in Neuseeland sehen, ehe der noch ganz zusammenkracht. Also ein Wharf
sei laut Dix ein Kai oder Anlegeplatz. Anfangs der Zwanziger Jahre wurde
dieser 600 Meter lange Kai, auf welchem gar Eisenbahnschienen sind, gebaut. So
konnte man auch bei Ebbe Güter in die Schiffe verladen. Heute
funktioniert der Transport anders und die Brücke ist am Zerfallen. Aber
als Historisches Monument muss man es ebenso gesehen haben und man bittet um
Spenden für die dringend nötigen Reparaturen. Mich faszinieren zwar
noch fast mehr wieder die Klippen im Hintergrund, welche ich sonst eigentlich
nicht so aus der Nähe hätte bestaunen können.
Die nächste Ortschaft, Tokomaru, 35 Kilometer weiter, habe den Charakter
eines typischen Küstendorfes. Immerhin hat es hier einen Laden und
über den Regalen auf den Schildern ist alles in Maorisprache
angeschrieben. Für jene die es nicht verstehen, wenigstens auf der
Hinterseite noch in Englisch. Ein Plakat an einer Gartenmauer wirbt gar
für einen Maori-Sprachkurs. Überhaupt scheint hier dieses Ostland
mehrheitlich von Maoris besiedelt zu sein. Viele ihrer mit Schnitzereien reich
verzierten Versammlungshäuser, ein wichtiger Teil ihrer Kultur, sind hier
zu sehen.
Beim nur Vorbeifahren bekommt man von dieser Kultur allerdings nicht viel mit.
Ich kann jetzt vielleicht von Strassenrändern erzählen, die dicht
mit blühendem, wildem Fenchel oder mit den borstigen Karden bestanden
sind oder dass die blauen und weissen Schmucklilien und auch die vielen blauen
und rosa Hortensien bei den Häusern nun schon bald wieder verblüht
sind. Dass die Strasse in vielen Kürvlein von Meereshöhe über
Kretenhighways abwechselt und man bei abgerutschten Stellen oder ‚uneven
surfaces' vorsichtig sein muss. Dafür erscheint das Land dank des vielen
Sommerregens ziemlich grün.
Bei Tikitiki mäandriert der Waipau River in einem immens breiten Bett,
obwohl er eigentlich noch gar nicht das Meer erreicht hat. In den Bergen, aus
welchen er herkommt, ist es neblig und dunkle Regenwolken verschleiern die
Gipfel. Nochmals einen Gipfelsturm und dann kommen wir wiederum hinunter ans
Meer nach Te Araroa. Wir finden den Campground, der nur auf einem einzigen
Verzeichnis eingetragen ist. Es ist genug für heute, es waren gut 190
Kilometer und wir bekommen jedenfalls einen Platz zum Aussuchen.
Es ist hier Ruhig und wir werden von glücklichen Hühnern empfangen
und umbettelt.
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