Matamanoa
Auf einer Tafel am Pool ist jeden Tag angeschlagen, welche Aktivitäten
angeboten werden. Es gibt zweimal in der Woche Village-Besuche bei
Einheimischen, ich meine im Dorf, wo auch Eliesa, der Chefkellner her ist.
Eine Tour zum Drehort von "Castaway", sowie Inselhüpfen oder Sunset
Cruising werden als Exkursionen angeboten. Im Pool kann man gratis an einem
Tauchtrainig teilnehmen oder man könnte kajaken, wenn die Gezeiten wegen
den Korallenriffen dafür stimmen und sonst noch allerlei. Um halb Elf ist
Abschied und Willkomm am Strand, wenn der Katamaran kommt. Man kann Pingpong
oder Volleyball spielen oder an einem Kurs für Sarong wickeln oder
Fidjianische Küche teilnehmen und, und.
Ich bin fest entschlossen, um Elf mit Schnorchel und Flossen mit zum Riff
hinauszufahren. Gebrannt könnte man sagen vom ersten Mal, als ich mir im
Roten Meer beim Schnorcheln einen grässlichen Sonnenbrand holte, schmiere
ich mich jetzt mit einer wasserfesten Sonnenschutzcrem ein und ziehe mir ein
T-Shirt an. Mit Renés neuem Bart ist nichts mit Schnorcheln, er bringt
die Maske nicht dicht.
Natürlich verstehe ich wieder nicht alles genau, was Ronnie als
Instruktion bekannt gibt, aber wie man sich bemerkbar machen soll, falls
irgendwas nicht in Ordnung sein sollte, habe ich begriffen. Weniger hingegen,
wo man schwimmen sollte und wo nicht, aber ich schaue, dass immer jemand in
meiner Nähe schwimmt. So sehe ich auch, ob das Wasser über den
Korallen noch tief genug ist, damit man mit den Flossen nicht daran kommen
kann und ich halte mich lieber der Riffkante entlang,
So ziemlich das Erste, was mir nach dem Eintauchen in das glasklare Wasser
begegnet, ist ein etwa 30 cm grosser Rochen, oder wie immer dieser wundersame, hellbraune, dreieckige Fisch mit weissen Punkten
heisst, welcher an mir vorbeisegelt. All die farbigen Fischlein um mich
herum und unter mir die vielfältigen Arten von Korallen, wie Pilze oder
flache Schalen, vielarmige Geweihe mit lila oder hellblauen Leuchtdioden an
ihren Enden. Andere Sorten erinnern mich an meinen Massageigel, mit welchem
ich hoffnungslos vergebens probiere, meiner Orangenhaut beizukommen. Einmal
kommt ein ganzer Schwarm von getigerten, gelben Fischlein vorbei. Vielleicht
sind sie erschrocken, weil sie mich gesehen haben und wie auf Befehl versteckt
sich der ganze Knäuel in einer einzigen Koralle, dass diese aussieht, wie
ein gelber Fischball. Schuld könnte aber auch das, wie ich wegen der
dreieckigen Flossen meine, etwa 30 cm lange Haifischchen gewesen sein.
Schwebend über dieser Wunderwelt geniesse ich wieder einmal das Sein.
Da meine ich, Rufe gehört zu haben. Ich schaue mal auf und sehe, dass
Ronnie im Schiff winkt und uns bedeutet, mehr links zu schwimmen. Die andern
ziehen davon und plötzlich habe ich das Gefühl von Alleinsein und
sowieso wieder was falsch gemacht zu haben. An der Kante des Riffs schwimme
ich den andern nach in Richtung des inzwischen ziemlich weit entfernten
Schiffchens. Zu allem Überfluss beginnt sich in meiner rechten Wade ein
Krampf anzubahnen. Mit der Atmung durch den Mund mit dem Schnorchel, muss ich
mich zur Ruhe zwingen, damit sich keine Panik in mir zu formieren beginnt.
Wenn der Krampf nun stärker wird und ich den andern nicht folgen kann...
Lieber winke ich, so wie er gesagt hat mit den Armen über dem Kopf und
schon nähert sich das Böötchen. Ich bin nicht die Einzige, die
es holen muss. Die junge, ziemlich dicke Honeymoon-Frau hat auch Zeichen
gegeben und ich muss direkt Schlange schwimmen, bis ich an die Reihe komme, um
aufs Leiterchen zu steigen. Zum Glück hat sich mein Krampf nicht
verstärkt und mit dem Herannahen des Bootes habe ich mich wieder
einigermassen beruhigen können. Und überhaupt ist erstaunlicherweise
unsere Zeit, die uns zugestanden war, sowieso abgelaufen. So jedoch
erschöpft, wie mein Vis-à-vis zu sein scheint, fühle ich mich
nun doch auch wieder nicht und das eben Gesehene und Erlebte wischt alle
Unbill schnell wieder weg. Am Nachmittag leiste ich mir den Luxus einer
Bodymassage in den Wipfeln der Bäume, umsäuselt von einem flauen
Lüftchen und umrauscht von den Meereswellen, welche unten sanft ans Ufer
plätschern. Ich fühle mich leicht und schwebend, wie heute Vormittag
über den Korallen, oder gar überhaupt abgehoben. Es will den ganzen
Tag nicht aufhören zu geniessen und auszukosten.
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