Kalbarri - Geraldton
Wir waren gestern zu müde, um noch die nähere Umgebung von Kalbarri
zu inspizieren. Aber heute ist ja wieder schönes Wetter und wir wollen es
etwas gemütlicher nehmen. Nun ist ja die Wüste vorbei und die
Aussichten, in der Zivilisation eher wieder eine Unterkunft zu bekommen werden
grösser. Ein Parkplatz gerade ausserhalb des Dorfes lässt einen
Überblick auf Kalbarri zu, welches an der Mündung des Murchinson
River liegt. Dieser fliesst aber nicht direkt vom Land her ins Meer. Als ob er
sich zuerst etwas besinnen müsste, macht er noch einen grossen Bogen
und bildet damit fast einen See, welchen man, vom Meer etwas geschützt,
als Hafen benützen kann und die brandenden Wellen bleiben draussen am
Riff hinter einer Sandbank.
Bei diesem Parkplatz beginnt auch ein Stück Nationalpark, welcher das
einmalige Küstengebiet hier schützt und man hat von diversen
Punkten, wo man parkieren kann, Zugang zu verschiedenartigen
Küstengebieten. Am Red Bluff Beach bluffen die Wellen, aber wir sehen
auch eine vorwitzige Winker-Eidechse. Bei den Mushroomrocks machen die
geschichteten Felsen wieder Eindruck. Die weicheren Schlammsteinschichten
verwittern viel schneller als der härtere Sandstein und bilden im Lauf
der Zeit Höhlungen, Rillen und Löcher, sodass mit der Zeit eine
ganze Pilzlandschaft an der Küste zu erklettern ist. An einem andern Ort
haben die Wellen ganze Höhlen aus dem Fels genagt und darüber ist nun
eine natürliche Brücke entstanden. Wieder an einem andern Ort
bilden grosse, flache Felsen den Strand einer ganzen Bucht und hier sind die
Wellen faszinierend und reizen zum Surfen. Jene, die es hier tun, müssen
es beherrschen, damit sie nicht auf den Felsplatten landen.
Dann führt uns die Strasse weiter ganz nah dem Meer entlang. Man sieht
wieder Farmhäuser mit ihren Windrädern für die Wasserpumpe,
Schafe auf schneeweissen Grasfeldern weiden, am Strassenrand wilde, kleine,
gelbe Kürbisse als Unkraut und Bergbaugebiete, welche ganz weisses
Material umwälzen. Ob es Gips oder Kalk ist, das sie hier gewinnen, kann
ich nicht feststellen. In der Ferne erheben sich auch richtige Pyramiden und
offensichtlich von Menschenhand geschaffene Hügel als Abraumhalden von
Bergwerken. Es ist hier auch das Gebiet, wo man die Sträflinge von
England nach Australien gebracht hat, wo sie in dieser mörderischen
Einsamkeit in diesen Bergwerken arbeiten mussten und einfach keine
Fluchtmöglichkeit hatten. Zu den Ruinen eines solchen
Sträflingsgebäudes weisen heute braune Wegweiser.
Dann kommen wir zum Pink Lake. Es ist wirklich ein See, der rosarot ist.
Eigentlich ist es eine Lagune, in welcher Salz gewonnen wird. Es sind meine
ich Bakterien, welche das Wasser in einer bestimmten Phase der Salzentwicklung
rosa färben. Ich bin jedenfalls vom Ufer dieser Salzlagune wieder
hingerissen und staune, was für Pflanzen im reinen Salz existieren
können, das bis weit ins Ufergebiet als weisser Boden durchschimmert.
Dann kommen wir nach Dingsda. Geraldton, das einmal Batavia war. Der Big4, wo
wir eine Cabin bekommen, ist ganz am Strand. Wir müssen nur noch
über die Sanddüne, um dem Schauspiel der im Meer versinkenden Sonne
beizuwohnen. Es sieht aus, als ob sich das Meer hier wieder zurückholt,
was es über Jahrtausende hier abgelagert hat. Felsige Schichten in allen
Farben maseriert, von Grau über gelb bis rosa. Alles stürzt wieder
von der steilen Klippe herunter. Ich suche mir einen solch schönen Stein
zum Sitzen aus und sehe der Sonne zu, bis der letzte Funken am Horizont
verschwunden ist.
Erst jetzt realisiere ich, dass mein Stein eine Einbuchtung bekommen hat. Der
vielschichtige Sand ist noch gar nicht zu richtigem Fels geworden. Er ist noch
so weich, dass man ihn mit den Fingernägeln abkratzen kann, aber doch so
hart, dass er in ganzen Stücken, wie Felsbrocken aus der steilen
Sanddüne heraus bricht.
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