Lake Entrance - Eden
Draussen windet es stark und als ich am Morgen zum ‚Amenities-Block'
marschiere, ist ringsum ein reges Treiben und Aufräumen und Einpacken.
Der vollbelegte Park lichtet sich. Für heute haben wir kein festes Ziel
ins Auge gefasst, wir wollen mal sehen, was kommt. Es sind jetzt noch etwa 700
km bis nach Sydney, also können wir jetzt gut Etappen von nur 100
Kilometern machen. Der Wind beruhigt sich wieder etwas, oder er kommt
jedenfalls nicht als Seitenwind daher, dies ist nämlich für unseren
Toyota ziemlich mühsam, dafür beginnt es zu regnen. Das muss jetzt
noch sein, denn Regen haben wir ausser dort in Broome hier in Australien
keinen mehr gehabt. Wir kommen in unserer Richtung gut voran. Alle scheinen an
der vor uns liegenden Wilderness Coast ihre Ostertage verbracht zu haben und
sind jetzt wieder auf dem Heimweg Richtung Melbourne.
Heute führt die ganze Strecke praktisch nur durch Wald. Eukalyptuswald,
abgebrannter und wieder ausgetriebener Wald. Ein neues Bild, denn so haben
wir's noch nicht gesehen. Die hohen Stämme haben der ganzen Länge
nach wieder ausgetrieben und sehen so fast pelzig aus. Vielleicht ist es aber
auch eine Sorte von Bäumen, die nur hier daheim sind. Es wechseln sich
nämlich auf der ganzen Strecke Naturparks, Staats- und Nationalparks ab.
Braune Wegweiser möchten einen auch Regenwald-Walks näherbringen,
heute wäre es jedenfalls hundertprozentig echt, im wahrsten Sinn des
Wortes.
Wir fahren lieben weiter, im Osten scheint sich die Bewölkung etwas
aufzuhellen und tatsächlich, exakt an der Grenze von Viktoria zu New
South Wales beginnt die Sonne wieder zu scheinen und bald müssen wir
bereits wieder etwas kühlere Luft herein lassen.
Eh wir's uns versehen, sind wir bereits vor Eden angelangt und ein grosses
Eingangstor zu einem Big4 überredet uns zum Stoppen für heute. Es
sind doch über 230 Kilometer geworden, dabei ist noch nicht mal ein
Uhr.
Das Erste, was wir immer machen, ist natürlich der Besuch der
nächsten Umgebung, damit man sieht, wo man daheim ist, sei's nun ein
Lookout oder hier, wo man wieder ans Meer gekommen ist, zum Strand. Noch
scheint die Sonne und wir achten ein bisschen zu wenig auf die schwarzen
Wolken, welche uns vom Westen her wieder eingeholt haben und uns, bevor wir
uns davor retten können, wolkenbruchartig gar mit Hagel begiessen.
Dummerweise habe ich die Fleecejacke angezogen und die ist jetzt
natürlich nass.
Rings umgeben von nassen Klamotten, die wohl so schnell nicht trocken werden,
hocken wir den Rest des Nachmittags hinter unsern Compis, um zu versuchen, die
fehlenden Dateien noch aufs Netz zu schalten. Es wird immer kälter, man
beginnt sich mit allem Möglichen einzuwickeln. Wir haben ja noch jedes
einen Schlafsack als Decke, also brauchen wir den heute als Beinwärmer
und ein noch trockenes Frottiertuch und meine Wolldecke, die ich in den ersten
Tagen in Neuseeland posten musste und die mir seither schon viele gute Dienste
leistete, als Cape. In diesem Camper haben wir nämlich kein
Heizöfelchen und die Temperatur sinkt auf ganze 13 Grad. Kochen und etwas
Warmes essen nützt immerhin ein bisschen und nebenbei - das Gummy-Filet
ist dann alles andere als gummig. Ich finde den Fisch sehr gut. Ich habe ihn
im Butter gebraten (nicht in der Mikrowelle, wie mir jener Fischer dort in
Twizel geraten hat) und mangels Zitrone einen kleinen Tropfen Essig genommen,
um ihn zu beträufeln.
|