Ulladulla
Als wir gestern so begeistert ob der Küste, Leuchtturm und Parrots hier
im Park nochmals einen Tag nachgebucht haben, gab uns die Rezeptionistin den
Tipp für Merry Beach, Snapper Point und Murramarang Nationalpark, wo man
mit Bestimmtheit beim Spaziergang Kängurus antreffen würde. Es ist
etwa 20 Minuten von hier. In Australien sind Distanzen immer in Autominuten
angegeben, nicht in Kilometern. Also machen wir uns nach dem
Frühstück auf den Weg nach Kioloa.
Wir haben heute 21° gehabt, allerdings erwachten wir erst um halb acht,
nachdem die Sonne schon zu wärmen angefangen hat und sie beherrscht den
heutigen Tag mit strahlend blauem Himmel.
Merry Beach hat einen wunderbaren Sandstrand und wir haben nun wirklich den
ganzen Sommer nirgends an einem Strand so viele Badende gesehen. Vielleicht
können wir das später auch noch versuchen, aber im Moment sehen wir
nur wieder den felsigen Teil des Strandes, welcher die Bucht gegen Süden
abschliesst, dort, wo Leute am Fischen sind und die Wellen meterhoch an eine
ähnliche, felsige Klippe branden, wie gestern am Fusse unseres Parks.
Auch hier kann man auf flachen, breiten Felsplatten, welche bei Flut vom
Wasser überdeckt werden den ganzen Klippen entlang auf faszinierende
Entdeckungsreise gehen. Die Felsen sind zwar flach, aber es ist ihre Struktur,
die mich fasziniert. Die Schichten verlaufen in der Felswand waagrecht und
bestehen aus vielen verschiedenen Steinarten, welche auch unterschiedlich
erodieren. Ein grosser Teil der Schicht, auf welcher wir herumklettern ist
löchrig wie ein Schwamm und hat eine Unmenge an Muscheln eingeschlossen,
welche ebenfalls zu Stein geworden sind. Sogar ein steinernes Stück Holz
kann man gut identifizieren. Ob es einmal schäumende Lava war, die aus
einem Vulkan floss? Darüber liegen wieder Sandstein und
Schlammsteinschichten. Hier hat es keine Kugeln, dafür entdecke ich
andere ‚Nester' im Gestein. Sie sind rund und ihr Rand ist ganz
offensichtlich aus anderem Material, wie riesengrosse Muscheln, sie sehen
genauso aus, wie vor einem Monat am Lake Thetis die Stromatoliten, diese
ältesten, lebenden Fossile, die wir in Cervantes gesehen haben. Niemand
sagt es mir und eigentlich würde es mich brennend interessieren. Wie
gestern, kommen wir immer weiter abseits und die Fossile werden immer
zahlreicher und plötzlich kommen wir an eine Spalte und von tief unten
faucht und donnert es bei jeder Welle, die vielleicht fünfzig Meter
weiter draussen an die Felsplatten brandet. Der Wind, der nach jedem Donner
aus der Felsspalte herausfegt, lässt meine Kleider flattern und man muss
einen guten Stand haben, dass man nicht fortgeweht wird.
Als ob ich aus Äonen zurückkehren würde, weil wir beim Snapper
Point nicht mehr weiterkommen, gelangen wir wieder zurück an die Merry
Beach, wo wieder angespülte Lederalgen und noch nicht versteinerte
Muscheln auf dem weissen Sand herumliegen und die Kinder im Meer baden.
Nun nehmen wir den Wanderweg, der oberhalb der Klippe durch zum Teil dichten
Banksia-Wald führt, mit vielen Aussichtspunkten hinab auf die zwei
felsigen Buchten, wo wir vorhin herumkletterten und dann in die Weite der
Küste entlang, wohl bis Batemans Bay. Nur die versprochenen Kängurus
lassen sich nicht blicken. Wir sind schon wieder unten, fast beim Eingang zum
Parkgebiet, als mich René plötzlich am Arm packt. Etwa 10 Meter vor
uns grast ein Känguru, dann sehen wir ein zweites und natürlich sind
wir ganz still und versuchen, sie nicht zu erschrecken. Es sollte doch gute
Fotos geben. Plötzlich sehe ich auf der andern Seite noch mehr Tiere,
aber auch ein Ehepaar, das mit zwei Hunden daher kommt. Plötzlich ist
ringsum alles lebendig. Viele Kängurus haben in der Sonne geschlafen und
der blöde Hund muss natürlich bellen und husch - gut 10
Kängurus, alte und junge, eines sogar im Beutel der Mutter - weg sind
sie. Wir finden sie dann etwas weiter im Wald wieder, wo aber Licht und
Schatten keine guten Bilder mehr zulassen.
Zurück in Aladala, wie man hier Ulladulla ausspricht, gibt's am Hafen
in einem Take Away Fish'n Chips und zwar mit einem Baramundi. Für mich
den Fisch und für René die Chips und zum Dessert eine
Glacé. Es ist zwar schon eine Passionsfrucht Glacé, aber wir
denken mit Sehnsucht an Neuseelands Tip Top Pure Passion double scoop.
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