Singapore
Ich bin direkt neugierig, was man bei Tag vom Hotelzimmer aus sieht. Aus dem 21.
Stock ist es immerhin schon eine schöne Skyline von Singapur in Richtung
Westen. Tief unter uns ein Feuerwehrmagazin, in dessen Hof man den Feuerwehrleuten
gerade beim Hauptverlesen zuschauen kann. Der Verkehr sieht von hier oben aus, als
ob ein Spielzeugautorennen in Gang wäre. Immerhin liegt zwischen unserem Hotel
und der Skyline eine ausgedehnte, grüne Parkanlage, welche den Eindruck der
Riesenstadt gerade etwas dämpft.
Aber wir wollen ja für die nächsten drei Tage hier in diesem
Stadtgetümmel untertauchen, eigentlich gedacht, um die Heimreise zu
unterbrechen und die Spitze des Jetlags zu brechen. Als erstes besorgen wir uns
eine Dreitages-Singapurcard am Bahnhof City Hall, der zu unserer Überraschung
keine fünf Minuten von unserem Hotel entfernt liegt. Nochmals besuchen wir den
Simlim Square, aber diesmal haben die Verkäufer (fast) kein Glück, ich
kann mich zurückhalten und kaufe k e i n iPad, obwohl dessen Tastatur
problemlos auf das deutsche Layout eingestellt werden kann und was noch viel
wichtiger ist, es wäre eine blanke Scheibe, in welche wirklich kein Wein und
kein gar nichts eindringen könnte.
Gwunderhalber und nur um der drückenden Schwüle draussen etwas zu
entrinnen, gehen wir in den Fu Lu Schou-Complex hinein. Es ist wohl eine Art
Gesundheitscenter, wo man sich Massagen aller Art angedeihen lassen und in
Gesundheitsshops und Apotheken zwischen goldenen Buddhas, Edelsteinen,
Räucherstäbchen, Mixturen neben getrockneten Fischchen sicher auch noch
eine Menge anderes, geheimnisvoll Wunder Wirkendes bekommen kann.
Auf der andern Seite des Gebäudes kommen wir direkt auf die Bugis Street und
nach Stadtplan sollte sich hier eigentlich der Zugang zur Metro befinden. Rikschas
warten hier auf Kundschaft. Die Stände mit goldenen Budhas reihen sich auch
hier noch dem Trottoir entlang und gegenüber verschwindet man wiederum in
verwinkelte Gassen des ‚grössten Strassenmarktes von Singapore, wo es
nach Durians duftet. Ich habe den Geruch seit letztem Mal immer noch in der Nase.
Nicht nur diese Stinkbombe, sondern auch Früchte und Melonenschnitze in
mundgerechten Stücken unter Klarsichtfolie werden zum Verkauf angeboten.
Weiter in den Gassen ist es recht eng und fast düster, weil alles
überdacht ist. Es sieht genau so aus, wie im Souk in Muskat im Oman, nur fehlt
hier der Weihrauch und es hat mir entschieden zu viele Leute.
Ich möchte entrinnen, aber wir drehen eine ganze Ehrenrunde im Viertel, bis
wir das unscheinbare Wegweiserlein zur Rolltreppe, die in einem Hausdurchgang zur
Metrostation hinunter führt, entdecken.
Glücklich sind wir in City Hall wieder aufgetaucht und lassen uns im Strom des
Feierabendverkehrs durch die Strasse Richtung Hotel schubsen. Am Weg liegt die
grosse St. Andrews Cathedrale inmitten eines grossen, grünen Rasengartens. Auf
einem grossen Plakat propagiert man hier für einen ‚quiet Place', aber
ganz offensichtlich ist dies nicht die aktuellste Werbung, denn von gegenüber
dröhnt das ärgste Baugetöse, wo gepfählt und gerattert wird,
dass man das eigene Wort nicht mehr versteht. Überhaupt hat man das
Gefühl, dass ganz Singapore eine einzige Baustelle ist. Wo man geht und steht,
Bauabschrankungen und wohin das Auge reicht, Baukräne die im Innern von
Wolkenkratzern immer noch höher hinaufklettern.
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