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Wir sind kurz nach 7 Uhr in Ørnes abgefahren und steuern auf den Polarkreis zu. Ich stehe lange warm angezogen draussen an der Reling und sehe dem Schauspiel der Wolken am Himmel zu, die sich knapp über ein hohes Gebirge auf dem Festland wälzen. Die Morgensonne mag von Osten her den Bergen gerade noch eine markante Kontur verleihen und man kann die Mächtigkeit des dahinterliegenden Gletschers Svartisen gar über ihren Gipfeln erkennen. Langsam schiebt sich die MS Trollfjord vor diese Szene und auf unserem Schiff wird das Hupkonzert wiederum mit dem Winken von neunundneunzig bunten Luftballons unterstützt.
Während die Wolken immer tiefer herunterfallen, lassen wir uns vorne unter der Brücke noch ein bisschen vom Wind beuteln, bis wir den Polarkreis wieder hinter uns haben. Dort sieht man die Spitze oder den Pfeil von Hestmann gerade noch und je weiter südlich wir kommen, desto trauriger wird das Wetter.

Berge gefüllt mit Gletschern MS Trollfjord noch nicht... ...jetzt - Polarkreis!... ...vorbei!

Ich probiere etwas für meinen Reisebericht zu schreiben, aber hier im Café geht das nicht. Der Shop ist geöffnet und da wird diskutiert und kritisiert was gekauft wird und ich glaube, nicht mal die Leseratten haben ihre Ruhe. Es ist ja schon bald wieder Zeit, an Land zu gehen. Wir haben allerdings nur eine knappe Stunde in Sandnessjøen und wir schauen deshalb, dass wir um zwölf essen gehen. Das Dessertbüffet können wir ja nach der Rückkehr noch heimsuchen.

Esther, Hestmannøy und Margrit Hestmannøy Elefantenhautgestein nur, damit die Bilder Ton in Ton bleiben lesen wir halt...

Eine Bekannte von Lykke-Lise ist gute 50 km hierher gefahren, um sie in dieser Stunde zu treffen. Sie wohnt hier und hat gestern nach auch fest an uns gedacht, als sie den offenen Sternenhimmel gesehen hat. Aufgrund der Beschreibung meiner Beobachtung bestätigt sie, dass das wirklich ein Nordlicht gewesen sein muss. Ich weiss, wie gern Lykke-Lise auch eins gesehen hätte, aber trotzdem freut sie sich auch für mich.
Im Örtchen selber reicht es gerade für einmal die Hauptstrasse rauf und wieder runter zu schlendern und in einem Souvenirladen zu schmökern, wo ich zu je einer kleinen Schachtel zuckerfreien Bonbons komme, gemacht aus Wolken- und Krähenbeeren, die nördlich des Polarkreises gewachsen seien. Die Cloudberries sehen aus wie gelborange Brombeeren und die Crowberries eher wie Cassis.

...oder probieren zu schreiben ein Hafen in der Nähe Einfahrt in... Sandnessjøen wenn man heimkommt...

Regen begleitet unsere Weiterfahrt. Die sieben Schwestern verschleiern zum Teil ihre Häupter, aber trotzdem sehen sie mit ihren zum Teil flachen Felsen ganz majestätisch aus. Ihre Bergspitzen sind zwischen 902 bis 1106 Meter hoch. Vom Loch im Hut, das von einem Pfeil aus dem Köcher Hestmanns stammt, kann man überhaupt nichts sehen. Man würde sogar näher an Torghatten, diesen Berg heranfahren, um uns das 160 Meter tiefe, 15 Meter breite und 35 Meter hohe Loch besser zu zeigen, aber heute bringt auch das nichts. Die Umrisse des Hutes sind im Nebelregen gerade noch zu erkennen. Eifersücheleien wegen den sieben Schwestern sind schuld, dass man um den 66. Breitengrad überall versteinerte Trolle im Meer sieht, weil diese nicht achtsam waren und ob ihren Querelen den Sonnenaufgang vergassen.
Heute ist das Nachtessen wieder etwas spezieller. Käptensdinner sagt man dem, wenn alle Passagiere gestylt erscheinen und nachdem die Hände sorgfältig desinfiziert sind, jedem ein Cüpli in die Hand gedrückt wird. Wenn sich alle gesetzt haben, erscheint die ganze Crew vom Kapitän bis zum Zimmermädchen, die aber auch Verkäuferinnen oder Serviertöchter sein können und dann marschieren alle wie in einer Polonaise durch das Lokal und stossen auf Jedermann an.

...wird desinfiziert die sieben Schwestern heute ist Käptensdinner ...mit Gala... ...und Nachspann

Zum Dessert wird nun aber nicht die Wunderkerzentorte hereingetragen, sondern nur stellvertretend ein Rundgang wie vorhin, einfach mit brennenden Wunderkerzen. Das Roastbeef dazwischen, war aber wirklich fantastisch und hinterher gibt's heute in der Bar einen Aquavit als Verrysserli.


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