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Wir liegen heute schon seit halb sieben Uhr in Trondheim. Es ist wieder genauso trüb wie letzte Woche. Hier endet für viele wieder die Schiffsreise und zum Teil fahren sie auch von hier aus mit dem Zug nach Oslo. Während ich mit der Internetverbindung noch etwas ausprobieren und schreiben möchte, machen die andern nochmals einen Anlauf für einen Stadtbummel durch Trondheim. Sie haben bei ihrer Wahl mehr Erfolg als ich, abgesehen davon, dass sie mit dem Schirm unterwegs sein müssen und der Nidarosdom heute geschlossen ist, weil der König zu Besuch angemeldet sei.

wir liegen inm Trondheim der Tisch wird frisch gedeckt die Mönchsinsel so schön kann Sonne sein Spuren

Bis man sich wieder beim Schiff einfinden muss, ist auch schon wieder die Sonne hervorgekommen und zum zweiten Mal auf dieser Reise umkreist die Nordkapp die Mönchsinsel auf einem leuchtend blauem Meer. Der blaue Himmel hält noch etwa zwei Stunden an, dann beginnen wieder die faszinierenden Spiele mit den Wolken und dem Licht. Man hat das Gefühl, dass nun wieder mehr Verkehr herrscht auf dem Gewässer. Lastschiffe, die langsam vorbeituckern oder auch Schnellboote, die fast abgehoben daher flitzen und eine lange neblige Wolke hinter sich herziehen.

im Chrützlistich... ...in den Windkanal Rita Margrit Schnellboot

Langweilig wird es einem nicht. Man kann nämlich auch auf Wanderschaft gehen, falls man das Gefühl hat, man müsste den zu viel zugeführten Kalorien etwas auf die Pelle rücken, bevor sie sich allzu gemütlich auf den Hüften niederlassen. Das Schiff ist 123,3 Meter lang und Deck 5 ist auch wegen den Rettungsschiffen, die hier aussen angebracht sind, ringsum passierbar. Es gibt verschiedene Passsagiere, die hier wirklich ihr Joggingprogramm absolvieren. Finde ich eigentlich viel vernünftiger, als unten im Schiffsbauch auf Deck 2 in einem kleinen, fensterlosen Raum, der als Fitnessraum ein paar Trainingsgeräte zur Verfügung hält. Hier ist man an der frischen Luft und kann sich die Lungen mit Sauerstoff auftanken. Die beiden Ecken vorn unter der Brücke sind am schönsten. Bereits sind Margrit und Jolanda auch von meinem Virus angesteckt und heute bläst es da noch schöner als vorgestern.
Es braucht eine richtige Anstrengung, dass man gegen den Wind ankämpfen und die Ecke umrunden kann. Dort, zwei Meter daneben herrscht Ruhe und fast Windstille und man kann sich wieder den Betrachtungen der Wolken und Wellen hingeben. "S' isch mer alles ei Ding, obi lach oder sing". Es ist uns wirklich so wohl ums Herz, dass wir beginnen ein Lied nach dem andern zu singen. Ausser den Joggern hört uns hier ja niemand und unser Schweizerdeutsch verstehen sie wohl eh nicht.
Dann kommt Kristiansund in Sicht. Hier scheint gerade wieder mal die Sonne auf die aus flachen Steinen vorgelagerten Inseln. Dem Sendemast auf einer solchen Insel nach zu schliessen, müsste die Stadt doch in unmittelbarer Nähe sein, aber man sieht nichts davon und man beginnt wieder zu raten, hinter welche der Inseln nun unser Schiff abbiegen wird. Dann kommt eine Brücke in Sicht, die zwei so flache Inseln miteinander verbindet und wie durch ein Tor schiebt sich das Schiff unten durch. Dahinter liegt der Hafen, ein kleiner See, geschützt ringsum mit diesen flachen Steininseln, auf welchen sich die Häuser aneinanderschmiegen.

Wolkenspiele immerhin ist das Wasser ruhig Kristiansund am Landesteg am Tag sieht's anders aus

Ich habe von dieser malerischen Kulisse letzte Woche gar nicht so viel gesehen und ich habe nur noch das Bild der beleuchteten Kirche in Erinnerung. Auf diesen flachen Steinen hat man den Stockfisch getrocknet und ihn ans Mittelmeer als "Bacalao" exportiert. Als Ballast hat man dann die leeren Schiffe mit Erde von dort gefüllt und damit wurde dann hier ein Friedhof angelegt. Dies habe ich in meinem gescheiten Buch "Hurtigrute, die schönste Seereise der Welt" gefunden, das wir zu Beginn der Reise bekommen haben.

hurtig - und schon wieder adé andere Lastschiffe sie versinkt vielleicht heute im Meer einmal alle am gleichen Tisch ...zum Schluss ein Verrysserli

Nach einer halben Stunde verlassen wir das Städtchen wieder durch das grosse Brückentor und fahren ein Stück über etwas offeneres Meer. Der Abend senkt sich und wir besingen die immer goldener werdenden Wolken vorne unter der Brücke. Keine Insel und Landzunge wäre heute im Weg, um die Sonne nicht im Wasser versinken zu sehen.
Aber wahrscheinlich spielen uns eben die goldenen Wolken dafür einen Streich und ausserdem ist fast sieben Uhr und wir bekommen heute früher, in nur einer Sitzung das Nachtessen. Die Reihen der Passagiere haben sich anscheinend sehr gelichtet.
Gestylt erscheine ich mit Esther unten auf Deck vier und wir können gerade noch durch ein Loch in der Wolke den allerletzten Moment erhaschen, in welcher ein gleissendes Stück Gold der Sonne am Horizont im Meer versinkt.
Weil freie Tischwahl ist, haben wir uns natürlich einen der Achtertische unter den Nagel gerissen. Auch dieses, unser letztes Dinner ist nicht von schlechten Eltern.
Es gibt gebeiztes Rentierfleisch auf Salat mit Vogelbeerengelee, gefolgt von Lachs auf Heilbutt mit gebeiztem Lachs mit Basilikumsauce und gedämpftem Juliennegemüse und in Zitrone und Knoblauch gedämpften Amandine-Kartoffeln. Zum Dessert folgt eine Beerensuppe mit Kräutercrème. Und zum Abschluss spendiert oben in der Bar (ein bisschen weg vom Lärm) eine liebe Seele einen Baileys zum Abschied.
Wir sollten noch so weit es geht die Koffer packen, denn sie erwarten diese morgen schon beizeiten vor dem Lift im Gang. Wenigstens muss man die Sachen nicht von weit herum zusammensuchen. Alles ist ja fast knapp auf Armeslänge verstaut gewesen.


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