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Durch einen schönen Morgen fahren wir heute Richtung Norden. Zuerst wieder durch die Canonau Trauben, bei Sassari vorbei zum Industrie- und Hafenort Porto Torres. Castelsardo gehört wohl schon wieder eher zu den Orten, wo man sich Ferien vorstellen könnte. Zwar auch hier eine eher schroffe Schönheit. Überwacht vom Castell zuoberst auf einem kleinen runden Hügel, drängen sich aufgeräumt und sauber, die in Pastelltönen gehalten Häuser bis hinunter zum Meer. Werner will uns auch vom Innenleben des Städtchens etwas zeigen, auch auf die Gefahr hin, in den engen Strassen stecken zu bleiben und er hat auch ein Herz für Fotografen. Nachdem das Städtchen glücklich hinter uns liegt, hält er an einem Punkt, wo es ein besonders hübsches Bild der Häuser im Morgensonnenschein gibt. Es ist zwar mitten auf der Strasse, aber wir passen ja schon auf!
Immer noch sieht man dann und wann eine Nuraghe, oder Reste davon. Feigenkaktusse säumen Wege und grenzen Grundstücke ab. Es gibt hier wunderschöne sympathische Strandgebiete, ohne die Souvenirshops allüberall. Campingplätze, versteckt in Pinienwäldern gelegen. So was könnte mich vielleicht auch noch begeistern. Es gibt einen kleinen Kaffeehalt in Marina di Aglientu in einem Bistro an einem sauberen Strand mit grobkörnigem Sand. Alles scheint wie ausgestorben, jedoch Espressi bekommen wir.

Castelsardo Marina di Aglientu menschenleerer Strand Einschiffung in Teresa Gaollura

Um elf müssen wir in Santa Teresa Gallura sein, um die Fähre hinüber nach Korsika zu erreichen. Werner folgt wieder dem GPS mehr als seiner Erfahrung und muss prompt ein Stück zurück. Obwohl ein ziemliches Chaos herrscht auf dem knappen Stauraum für die Einschiffung, klappt alles bestens und pünktlich legen wir ab und lassen Sardinien und damit Italien hinter uns.

adé Sardinien Müllers und Eugen Kreidenfelsen von Korsika Land ahoi

Schon eine Stunde später taucht am Horizont ein langes Band aus weissen Felsen auf. Darauf drängen sich bis an die äusserste Klippe eine Mauer der Häuser von Bonifacio. Die Einfahrt in den Hafen ist direkt spektakulär. Man kann im Moment gar nicht erkennen, wo sich ein Durchgang durch diese mächtigen Kreidefelsen befindet. Wir nähern uns immer mehr dem hohen Felsen, der wie ein gekröntes Haupt, ein Kranz von starken Festungsmauern zur Schau stellt. Dann dreht das Schiff ab, und wir fahren durch einen vielleicht hundert Meter breiten Einschnitt in einen wunderbar geschützten Naturhafen ein. Damit die Fähre so anlegen kann, dass die Autos von Bord fahren können, muss sie zuerst eine regelrechte Pirouette hinlegen. Mit Stampfen und Getöse dreht sie sich einmal um ihre eigene Achse und legt bald ihre eiserne Heckklappe sanft auf korsischem Boden nieder.

Bonifacio die schmale Einfahrt in den Hafen... ...muss man gut anvisieren geschützte Hafenbucht

Wir haben hier zwei Stunden Zeit, die ersten korsischen Eindrücke zu sammeln. Das würde reichen, sich oben im Städtchen Bonifacio, welches uns vom Felsen her seinen Willkommensgruss zugeschickt hat, etwas umzusehen. Das wäre allerdings mit einer Bergbesteigung verbunden. Ich bleibe mit Marlis, Edith und Ursi unten im Hafen, da kann man sich das ansprechendste Restaurant aussuchen.
Meine Pizza, die noch recht bald daherkommt, ist sehr gut, jedoch Marlis hat wohl mit ihrer Wahl nicht so ins Schwarze getroffen. Ihre Moules sind, auch nachdem der Kellner sie das zweite Mal bringt, einfach nicht recht warm. Irgendwie getraut sie sich nun nicht, so richtig zuzuschlagen. Wir haben ja noch vier Ferientage vor uns.
Lieber hier noch aufs WC als im Bus und es lohnt sich für Marlis nun doch noch, dass sie nicht nur die Faust im Sack macht und dem Chef persönlich ihr Bedauern für die ungeniessbaren Moules ausdrückt. Er gibt ihr das Geld wieder zurück.
Durch meist grün bewaldetes, leicht gebirgiges Gebiet, führt uns die Strasse zuerst immer wieder an Meeresarmen und Buchten vorbei. Manchmal scheinen die Felsen rötlich und haben durch Erosion auch oft skurrile Formen angenommen. Einmal scheint auf einem Berg ein riesiger Leu zu liegen.

rückwärts anlegen es gibt was zu sehen schon kommen die Nächsten Bonifacio, die Festung

Auch oben auf einem Berg gelegen ist Sartène, wo Werner für eine Stippvisite anhält. Die halbe Stunde reicht, um über viele Treppen und Stufen und enge verwinkelte Gässlein einen Blick in das Städtchen und eventuell die Kirche zu werfen. Vom Leben sieht man nicht viel. Die hohen granitigen Häuser haben meist verschlossene Fensterläden und machen einen eher abweisenden Eindruck. Vielleicht ist ja auch nur einfach Siesta. Sogar an einem Stand, wo einheimische Erzeugnisse feilgeboten werden, heisst einen nur eine lebensgrosse stoffige Nonna willkommen. Ich möchte ja auch jetzt noch gar nichts Korsisches kaufen. Wir sind eben erst angekommen und vor allem fällt einem der schwarze Kopf mit dem weissen Stirnband auf. Wohl das Sinnbild für Korsika?
Schon geht's die kurvenreiche Strasse weiter hinunter wieder an eine Bucht. Propriano, ein hübsches Städtchen, aber im Vorbeifahren fällt mir mehr der Friedhof auf. Auf einem leicht zum Meer abfallenden Hügel konkurrenzieren sich die Grabstätten in Dimension und Prunk. Ein Grabmal hat manchmal die Grösse eines ganzen Hauses und so braucht der Friedhof eine Menge Platz. Und sie gönnen hier den Toten auch noch die schönste Aussicht.

die Moules sind kalt... in Reih und Glied Buchten, Hügel, Wald Löwenberg

Die Strasse verläuft sehr kurvenreich, aber wunderschön. Die Berge sind eindeutig höher als in Sardinien und wir überqueren Berg und Tal bis wir gegen sechs Uhr in Ajaccio landen. Man spricht es nicht italienisch aus, obwohl überall Französisch und Korsisch, welches eher ans Italienische angelehnt ist, angeschrieben ist.
Das Hotel ist wieder wie das letzte Mal am zweitletzten Ort - na ja. Aber unser Zimmer geht auf die Hintergasse hinaus und dort ist wenigstens Ruhe. Essen gibt's in der Trattoria chez mama. Unter einem Dach von Reben erstreckt sich das Restaurant über den ganzen Vorplatz und in die nächste Gasse hinein. Für uns ist aber im rustikalen Grotto reserviert. Nur haben wir uns vielleicht nicht so ganz richtig hingesetzt, so dass am Schluss von einem Paar jedes an einen andern Tisch sitzen sollte. Man könnte doch den einen Tisch noch in die Nähe rücken. Aber das kommt dem Kellner in den falschen Hals. Dort sei reserviert und ausserdem müsse der Weg von der Küche nach draussen hier frei sein. Nun tritt aber Werner in Aktion. Einen Moment lang glaube ich er meint es ernst, dass wir das Lokal wieder verlassen und anderswo... Und plötzlich geht es. Genügend Platz für den Durchgang ist jedenfalls immer noch. Schliesslich haben sie für 28 Personen Melonen und Plätzli mit Hardöpfelgratin gemacht. Aber am Schluss sind alle zufrieden.

Korsische Spezialitätenläden der Maure mit dem Stirnband Sartène
Rush hour in Ajaccio

Wir drehen noch eine Runde durchs nächtliche Ajaccio, dem Geburtsort von Napoleon, wo man fast Schritt für Schritt aufpassen muss, wohin man tritt. Denn man jagt die Hunde einfach Gassi und kümmert sich einen Dreck um den Dreck. Mir gelingt eine Nachtaufnahme von einem imposanten Brunnen mit irgend einer Frauen- oder Engelsgestalt, umringt von vier mächtigen Löwen.
Im Hafen schaukeln kleinere und grössere Jachten. Auf einer grossen Luxusjacht haben sie Besuch. Wie im Orient hat man alle Schuhe ausgezogen und die stehen nun draussen am Pier.

wir blieben dann doch man hat Besuch


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