Ehe wir Rotorua mit seinem Schwefelgestank verlassen, erstehen wir im Countdown
für 3$95 drei anderthalb Literflaschen vom Coke zero. Auf dem Parkplatz fasse
ich mir ein Herz und probiere mal das Auto aus, wie es zu fahren ist. Aber mehr als
eine Ehrenrunde auf dem morgendlich leeren Platz möchte ich nicht bieten. Es
ist mir noch so recht, wenn René weiterfährt. Nur fünf Minuten
ausserhalb der Ortschaft machen wir schon den ersten Stopp im Whakarewarewa Forest.
Eine kleine Wanderung im morgendlichen Wald aus mächtigen Redwoodbäumen,
dazwischen Farnbäume und Vogelgezwitscher. Atmen und riechen und auf weichem
Boden gehen - wir geniessen das Erleben, Staunen und Sein!
Bei Hellgates schwefelt und dampft es wieder. Sollen wir nochmals 25$ aufwerfen, um
den grössten Heisswasserfall auf der südlichen Hemisphäre zu sehen?
Wir entschliessen uns lieber für ein Picknick an einem der drei Seen, die an
unserem Weg liegen. Am Lake Rotamana finden wir ein ruhiges Plätzchen, wo wir
wilde Sumpfhühner beobachten können.
Man könnte nicht glauben, dass Hauptsaison und Ferienzeit ist. Es sind nur
eine Handvoll Leute auf dem leeren Campingplatz und diese bemühen sich, ein
Boot für eine Spritzfahrt zu wassern. Hoffentlich haben die ihr Boot gut
desinfiziert. Grosse Tafeln informieren nämlich darüber, dass man sehr
sorgfältig darauf achten soll, dass die Wasserpest nicht auch in diesen See
eingeschleppt wird.
Die weitere Strecke gefällt uns wieder, mit Wald, See und Hügeln. Die
Sonne scheint, obwohl gestern noch schlecht angesagt war. Darum haben wir für
heute keine Fahrt nach White Island gebucht und sind unsere Etappe gemütlich
angegangen. Vulkane kommen in Sicht, einer im Land, der andere im Meer. White
Island ist etwa 50 km weit draussen, also vom Land aus nicht sichtbar. Er liegt
aber auf der gleichen, schmalen, 20 - 40 km breiten, vulkanisch sehr aktiven Zone,
die sich vom Tongariro Nationalpark über Rotorua bis dorthin erstreckt.
Über drei Vulkane, welche da in der Vulkanzone so nah beisammen stehen, habe
ich eine Maori-Geschichte gefunden. Tarawera, der Vulkan in der Nähe von
Rotorua und Putauaki waren ein Ehepaar. Eines Nachts wollte Putauaki Whakaari, das
ist White Island, besuchen, denn er war in sie verliebt. Es heisst, dass sich ein
Berg nur einmal im Leben bewegen kann und dies auch nur während der Nacht,
also musste er sich beeilen. Ko Putuaki, der Sohn war aber erwacht und ging seinem
Vater nach. Als der Vater das bemerkte, wollte er ihn zur Mutter
zurückschicken, aber es gelang ihm nicht. Darob ging auch schon die Sonne auf
und die beiden gefroren zu zwei Bergen, da wo sie heute noch stehen. Als Tarawera
erwachte und sah, dass ihr Mann sie verlassen hatte, begann sie zu weinen. Noch
heute fliessen ihre bitteren Tränen die Tarawera Falls hinunter.
Um halb zwei sind wir schon in Whakatane. Im White Island Rendez Vous, einem Motel,
haben wir ein geräumiges Zimmer, wieder mit einer gut eingerichteten
Küche. PeeJay, der wohlklingende Name der Flotte, mit welcher man White Island
besucht, ist von Peter and Jenny abgeleitet, den Besitzern auch unseres Hotels.
In aller Ruhe möchten wir nun das kleine Städtchen erkunden und stellen
uns ein gemütliches Plätzchen in einem Beizlein vor einer Glacé
vor. Es ist ziemlich warm und die Sonne glitzert in den Glocken und goldenen
Schnee-Sternen der Weihnachtsdekoration, welche an den Strassenlaternen der
Hauptstrasse befestigt sind. Jedoch Glacé finden wir hier nirgends. Die
Restaurants machen erst zum Dinner auf und auch das Auge, das wir auf die
Menükarten riskieren, zeigt uns nichts Vielversprechendes an. Etwas ausserhalb
des winzigen Zentrums sind wir an einem Countdown vorbeigefahren, also holen wir
uns halt aus den dortigen Tiefkühlschränken ein Passionsfrucht-Eis,
welches wir uns auf dem Rasen unter einer grossen Linde hinter einem
Geschäftshaus zu Gemüte führen. Auf dem Heimweg klappern wir noch
die restlichen Menükarten in den Schaukästen im Hinblick auf eine
mögliche Verköstigung heute Abend ab. In der vierten und letzten
Möglichkeit, haben wir fleischloses Glück, es gibt Cannelloni und
für mich ein Fisch-Trio.