Bei unserer Abfahrt um neun ist zuerst strahlende Sonne, aber bald steigt Nebel aus
den nun wieder grüner werdenden Schafweiden auf. Erst hier unten habe ich das
Gefühl, dass es mehr Schafe als Rinder auf den Weiden hat. Auch das
Glück, wegen einer Schafherde auf der Strasse aufgehalten zu werden, hatten
wir bis jetzt noch nie.
Bei Balclutha, nach der Suspension Bridge, einer Beton-Bogen-Brücke, folgen
wir der Southern Scenic Route, welche wieder mehr dem Meer nach, durch die Catlins
führt. Es gibt auch wieder viele braune Wegweiser, welche zu den auch auf
meiner Karte rot eingetragenen Events führen. Nuggets Point, wo wiederum
Pinguine und verschiedene Robbenarten zu sehen wären. Das haben wir jetzt
gestern gehabt und René nimmt für einmal den Abzweiger, welcher uns zu
den Purakaunui Falls bringen sollte. Malerisch und zauberhaft sehen sie auf den
Prospekten und auch in meinem Apa Guide aus. Jedoch ihr Rinnsälchen ist weder
Wasser- noch Rheinfall, höchstens ein Reinfall und wir finden es die 9
Kilometer ungeteerte Staubstrasse nicht wert, welche wir deswegen in Kauf genommen
haben.
Hingegen Cathedral Caves möchte ich gerne sehen, hat es doch mit jener im
Norden schon nicht ganz geklappt. Höhlen faszinieren mich noch fast mehr als
Felsen und Steine. Hier ist die staubige Zufahrt bis zum Parkplatz nur kurz und die
Zeit stimmt auch. Die Höhle ist nur bei Ebbe zugänglich. Der Weg dort
hinunter an den Strand, führt zuerst durch einen wunderbaren Märchenwald.
Holzlianen, welche wie Drahtseilgewirre herumhängen, habe ich auch noch nie
gesehen. Es hat sogar auch Baumfarne hier und ich habe schon gemeint, diese
wären der Nordinsel vorbehalten. Während man im Schatten dahinschreitet
und die Feuchte des Waldes riecht und in sich aufsaugt, wie das Moos rundum,
hört man die rauschenden Wellen des nahen Meeres.
Der einsame, weite Strand ist auf der linken Seite durch hohe, senkrechte
Felsklippen begrenzt, welche man aber wie durch einen schmalen Tunnel in einem
grossen Bogen unterwandern kann. Dort wo man wieder herauskommt ist die
'Kathedrale' fast dreissig Meter hoch und das Blau des Himmels und des Meeres
blenden einen regelrecht.
Im Store in Tokanui, es ist nicht viel mehr als eine barackenähnliche
Hütte, beinhaltet aber Kaufhaus, Post und Restaurant, schlägt man Cookie
Time vor. Für uns ist das aber eher Tip-Top-Time. Hier gibt's Hokey Pokey, das
ist eine Caramel-Glacé mit was Knusprigem drin.
Hier beginnt wieder ebenes Wirtschaftsland mit vielen Schafen und noch mehr
Kühen, die in Einerkolonne zum Melken marschieren. Auch eine ganze Herde
Schafe wird gesammelt und in einer Farm in Gehegen zusammengetrieben. Es ist Zeit
zum Scheren und für mich endlich eine Gelegenheit, Schaf-Fotos zu machen.
Leider sind die Viecher ziemlich scheu und wenn ich mich ihrem Gehege nähere,
fliehen sie, so dass ich anstelle von einem Bild mit vielen lieblichen Schafs-Augen
und Ohren, wie ich mir das vorstelle, leider nur das Gegenteil, sprich reizende
Hintern knipsen kann. Invercargill, die südlichste Stadt Neuseelands,
empfängt uns mit glitzernder Weihnachtsdekoration, welche sich im
schönsten Sonnenlicht über die ganze Shoppingmeile spannt. Im Hotel
Invercargill Quest ist nur bis 4 Uhr jemand an der Reception (wir haben Glück
gehabt) und wir bekommen ein Zimmer mit direktem Blick vom Bett aus auf einen in
der Nacht beleuchteten Weihnachtsengel. Für mich ist Weihnachten soo weit weg.
Es passt halt einfach nicht hier in den Sommer.
Wie immer, gibt's zwecks Überblick auch jetzt zuerst einen kleinen
Stadtbummel. Auch hier fallen wieder eine Unmenge von Denkmälern auf.
Invercargill ist, wie auch Dunedin, von Schotten gegründet worden. Es gibt
eine Duke-, Queens-, St.Andrews- und gar Windsor-Strasse. Auch eine
wunderschöne Railwaystation, ebenfalls wie vom Zuckerbäcker, aber keine
Züge. Nun sind wir schon bald durch die ganze Stadt gekommen und haben Durst
und mit viel Glück finden wir endlich eine Zapfstelle, wo ich ein Shandy
bekommen kann. Es ist Sonntag und alles ist geschlossen. Also holen wir das Auto
und fahren ins Einkaufszentrum. Bei Pack'n Save ist auch am Sonntag offen und wir
posten Lammbraten, Hörnli mit Chäs, Tortellini und Gemüsemix, was
wir in der Mikrowelle zubereiten. Dazu den Wein von gestern und wir müssen uns
nicht unsere Beine wegen geschlossener Beizen wund laufen. Zum Frühstück
habe ich Griechisches Joghurt gefunden und ein Pariserbrot. Hier haben wir
wenigstens 2 Stühle und einen kleinen Tisch im Zimmer.