Dienstag, 29. Januar 2008
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Gestern Abend hat es noch geregnet und dann verabschiedete sich doch die Sonne noch
kurz mit einem schönen Regenbogen über Invercargill. Dafür fahren
wir heute in einen frischen, sonnigen Morgen. Tausend Traktoreier sind gelegt.
Manchmal sind die mit Plastik eingewickelten Futterpakete in langen Zeilen
aufgereiht, dass es wie eine Panzersperre aussieht. Ein Bauer hat sie wie ein
Gelege zwischen den Stämmen unter der Baumzeile am Rand seines Feldes
versteckt. Sie sind grün, weiss sind nur die Schafe. Das Wetter wird immer
schöner und wolkenloser. In Riverton muss ein Kaffee her. Es kommt sonst wohl
nichts mehr bis Anau. Jetzt bin ich doch bereits anspruchsvoll geworden und hoffe
jedesmal bei der Bestellung auf ein wunderschönes Schäumchen auf dem
Cappuccino. Auch hier passt es mir nicht so recht, weil es schon am Zerfliessen
ist. Dafür liegen hier im Garten überall von den schillernden
Paua-Muscheln herum. Auch am Dorfeingang steht als Wahrzeichen eine riesige solche
am Strassenrand. Hier ist das Gebiet, wo man sie findet. Das Meeresohr oder eben
die Paua, eine Seeschnecke, weidet gerne dort am Ledertang. Nicht nur die
eingelegten Augen in den Maori Schnitzereien sind aus diesen Muscheln, es wird auch
gerne Schmuck daraus gearbeitet.
Die Landschaft wird wieder abwechslungsreicher und seit der Abzweigung auf die 99
herrscht noch weniger Verkehr. Waren wir beim Kaffee noch gerade an einem
spiegelnden Binnensee, kommen wir wieder ganz dem Strand entlang, wo man wunderbar
surfen kann. Es ist die letzte Gelegenheit für einen Stopp am Meer, um sich
nochmals am Schauspiel der Wellen und der hier darauf reitenden Surfer zu
ergötzen. Von da geht's wieder landeinwärts und westlich von uns liegt
jetzt das riesengrosse, zum Weltnaturerbe zählende Gebiet des Fiordland
Nationalparks.
Ich habe beim Warten im Einkaufszentrum gestern herausgefunden, wie man den
Fahrersitz höher stellen kann und jetzt probiere ich's doch aus und setze mich
wieder mal ans Steuer. So geht die Fahrerei viel besser und ich fühle mich
einiges sicherer.
Bei Clifden weisen braune Wegweiser und rote Eintragungen in meiner Karte auf eine
alte Hängebrücke hin. Natürlich müssen wir auch diese, an
dicken Drahtseilen hängende Konstruktion aus dem Jahre 1899 gesehen haben. 28
Stahldrahtseile überspannen an vier Betonpfeilern den Waiau River über
111 Meter. Diese Daten kann man den Informationstafeln entnehmen, auf welchen auch
noch alte Fotos aus der Bauzeit dargestellt sind.
Die Gegend wird immer einsamer, aus den Hügeln werden Berge.
Allgegenwärtig die hellen Wedel des Toe-Toe-Schilfgras und der Flaxbüsche
am Strassenrand. In der Sonne golden leuchtende Grasbüschel neben weissen,
frischgeschorenen Schafen. Mir gefällt diese wunderbare Strecke.
Eine lange gerade Strasse führt einsam durch eine Ebene. Im hohen, dürren
Gras sieht man nur die Rücken vieler weidender Schafe. Eine Warntafel, weil
eine Schule in der Nähe sein muss, aber weit und breit kein Haus, keine
Siedlung, einfach nichts. Mich nimmt wunder, wie viele Kinder wohl hier zur Schule
gehen, aber noch sind Ferien bis nächste Woche. Man muss also wegen den
Schulbussen noch nicht besonders aufpassen, welche man nur mit 20 km/h
überholen darf, will man sich nicht saftige Bussen einhandeln.
Langsam ist es heiss und eine Tip-Top überfällig. Manopauri durchfahren
wir erfolglos kreuz und quer, kein Kiosk und keine Tankstelle und erst 20 Kilometer
weiter in Te Anau, unserem heutigen Ziel, finden wir die Infrastruktur eines
Ferienortes. An der Hauptstrasse mit einem kleinen Store, Souvenirläden und
Agenturen, welche einem alle Trips und Adventures im Milford- und Doubtful-Sound
andrehen wollen. Neben der Tankstelle gibt's neben Tip-Top auch homemade Pies mit
Mince. Da nun schon bald zwei Uhr ist und das Loch im Bauch bemerkenswert, lasse
ich mir so eine Pie warm machen. Ich stelle mir vor, dass die Füllung ausser
Mince auch noch andere Kräuter beinhaltet und René kann ja dann davon
auch probieren. Das Innere der Pastete ist jedoch braun und hat eher einen
böckeligen Gout. Erst jetzt erinnere ich mich vage, was Mouton Mince heissen
könnte! René lebt heute wieder mal von Pommes und Glacé.
Inzwischen ist nun schon bald halb vier geworden und wir entschliessen uns, erst
einzuchecken und zu schauen, ob man auch dort den Milford Sound buchen kann. Wir
tun gut daran, denn es stellt sich heraus, dass man ja auch selber mit dem Auto
dorthin fahren kann. Die Wetterprognosen sehen gut aus, ringsum nur Hochs. Es sind
allerdings 120 km und wenn wir um 10 zur Abfahrt des kleinen Schiffs dort sein
wollen, für welches wir uns entschieden haben, müssen wir etwa um sechs
aufstehen und ganz beizeiten abfahren. Man muss auch kein Mittagessen auf dem
Schiff buchen, wie es einem auf den Plakaten offeriert wird und so sind wir
für 60, statt von 120$ an aufwärts dabei.
Auf einem Spaziergang erkunden wir die Umgebung rund um Te Anau. Vom See her bringt
der Wind Eukalyptusduft von wunderschönen Bäumen in den Parkanlagen
entlang dem Wasser. Nachdem wir den paar Menükarten in den
Aushängekästen resigniert den Rücken zuwenden, posten wir für
zu Hause Spargeln und Gurken zum Eiersandwich und Kingfisch.
Dienstag, 29. Januar 2008
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