Donnerstag, 7. Februar 2008
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Das Frühstück heute konnte man in keiner Weise mit gestern vergleichen.
Die elektrische Bratpfanne ist wieder zurückgegeben und wir sitzen
abfahrtsbereit im Auto. Beim Blick auf die Uhr müssen wir gerade lachen. Es
ist 8 Uhr 58! Ohne, dass wir uns irgendwie danach richten, ist einfach immer neun
Uhr bei unserer Abfahrt. Blau ist der Himmel und auch das spiegelglatte Meer.
Ausserhalb der Stadt im Nelson Haven, hat sich allerdings das Wasser weit
zurückgezogen und eine braune Sandebene breitet sich aus, soweit das Auge
sieht. Keine Brecherwellen diesmal, nur meterhohe, blühende Fenchelstauden und
stachliger Ginster am Ufer und ein angefahrenes, totes Possum dort, wo bei Flut
höchstens ein halber Meter Wasser die sandige Fläche bedecken wird. Ein
weiteres Auto hält auch an und nach einem Blick über die niedere
Uferböschung fragt uns der Mann, ob wir einen Hawk gesehen hätten. Einen
Hawk? Er zeichnet mit seinem Finger Kreise in die Luft und erzählt etwas, dass
er ihm das Possum hingeworfen hätte, um ihn herbeizulocken. Leider haben wir
heute nur einen Helikopter gesehen und er meint lakonisch, dass er doch noch nicht
soweit sei und Helikopter füttere.
Landeinwärts führt uns wieder eine kurvenreiche Strecke über die
Bryant-Bergkette. Unterwegs haben wir schon verschiedentlich gute Plakate gesehen,
auf welchen immer wieder sicheres und rücksichtsvolles Fahren propagiert wird.
Unter dem Motto 'drive alive' werden Schlagworte geprägt betreffend
Sicherheitsgurte, Alkohol oder Übermüdung am Steuer. Hier ist es die
Pullover-Strecke. Wenn man feststellt, dass man das vorderste Auto einer langen
Kolonne ist, sei Zeit 'to pull over', nach unserer Version also, den Pullover
anzuziehen.
An einem kleinen See lohnt es sich gerade, auf die Bremse zu stehen. Sein Wasser
ist so ruhig und glatt, dass sich die ganze Umgebung darin spiegelt. Keine Enten,
die hier den Spass an den Fotosujets verderben.
In Havelock sind wir jetzt an den Fjords und Meeresarmen der Marlborough Sounds
angekommen, welche tief in die hügelige Landschaft hineinreichen. Es ist Zeit
für einen Cappuccino, respektive eine Glacé. Wir haben Glück, es
hat hier sogar ein Café, wo man beides bekommt und wo sogar vier Schweizer
am Jassen sind. Aber sonntäglich ruhig ist es auch hier. Auf der andern Seite
der Strasse hat auch der Mussel Pot noch geöffnet. Seine angepriesene
Spezialität sind die Grünlippenmuscheln, welche hier gezüchtet
werden. Auf seinem Dach tummeln sich überlebensgrosse grüne
Muschelmännchen zu Reklamezwecken. Eins davon hat sich abgesetzt, einen blauen
Hut aufgesetzt und behält nebenan auf dem Vordach des kleinen Häuschens
der Polizeistation den Überblick über das Geschen der Stadt. Diese
besteht noch aus der schön renovierten Town Hall, ohne welche ein Ort wirklich
nichts ist, einem Backpacker Hotel, einem Laden, wo man Kunsthandwerk und Schmuck
der Maori kaufen kann und noch drei vier andern Häusern entlang der kurzen
Hauptstrasse. Das kleine Haus direkt neben der Townhall und auch im gleichen Stil
wie diese neu renoviert, erweckt meine Neugier. Vor der offenen Tür laden ein
Delfin und ein Seehund zum Eintreten ein. Für 5 Dollar kann man hier einen
Unterwasserspaziergang machen. Im abgedunkelten Raum kann man, mit einer
Taschenlampe bewaffnet, zwischen Korallenriffen allerlei Haifischen, Hummern,
Muränen und sonstigen naturgetreu nachgebildeten Meeresbewohnern begegnen. Im
Nebenraum sitzen auf künstlichen Büschen viele der einheimischen
Vögel. Der Tui, welcher sich an Neuseeland-Flax-Blüten gütlich tut,
der Fan-Tail und auch ein Kiwi, von welchen wir keinen in freier Natur zu Gesicht
bekommen haben.
Im Kunsthandwerkstore schmökern wir auch etwas, weil ich eine schöne
Karte für Esther posten möchte. René findet einen speziellen
Jadeanhänger, welcher mit Feuer behandelt, eine aussergewöhnliche
Färbung angenommen hat. Ob es wohl sehr schwierig ist, Jade zu bearbeiten? Ich
suche mir einen kleinen, rohen Stein aus, mit dem Gedanken es vielleicht mal daheim
auszuprobieren.
Von hier aus könnte man nun direkt auf dem HW6 nach Blenheim fahren. Der Queen
Charlotte Drive, welcher den Meerarmen entlang nach Picton führt, wo auch die
Fähren von der Nordinsel her landen, scheint uns aber viel attraktiver. Wir
sind heute ja noch gar nicht lang unterwegs und haben uns in der Traminerview erst
auf drei Uhr angemeldet. Die etwas schmalere und ziemlich kurvenreiche, etwa 15
Kilometer längere Strecke in Kauf zu nehmen, lohnt sich wirklich, denn sie
führt über eine kleine Höhe an andere Meeresarme mit malerischen
Buchten bis zum Queen Charlotte Sound, auf welchem reger Verkehr zu herrschen
scheint. Viele Schiffe suchen ihren Weg zwischen den Inselbergen hindurch und
zeichnen lange weisse Spuren in das leicht türkis grüne Wasser.
Plötzlich meint man durch das Blätterdach des Waldes ein Hochhaus zu
sehen. Es ist Picton und das Hochhaus entpuppt sich als eine der drei Fähren,
die unten am Hafen liegen. Aus der grossen Geleiseanlage zu schliessen, werden da
sogar ganze Eisenbahnzüge verladen. Um das Treiben noch etwas aus der
Nähe zu verfolgen, parkieren wir im Städtchen auf einem 120 Minuten
Parkplatz. Jetzt sehen wir auch gerade mal, wie hier die Parkdauer kontrolliert
wird, denn Parkuhren sind eher selten. Ein Polizist macht auf seiner Runde bei
jedem parkierten Auto mit einer Kreide einen Strich auf die Lauffläche des
Vorder-Pneus. Trifft er bei seinem nächsten Rundgang noch Autos mit einem
Strich an, klemmt er seinen Bussenzettel unter den Scheibenwischer.
Hier gibt's mehr als nur eine Beiz zur Auswahl, wo man was essen kann und wir
geniessen wieder mal einen Ceasarsalat draussen im Schatten.
Blenheim liegt in einer vom Wairau River aufgefüllten Ebene, ehe dieser in den
Pazifik fliesst. Die Hügel, welche das grosse Weinbaugebiet einrahmen, sind
nicht sehr hoch und haben eine dürre, braune Farbe. Nach der Ortschaftstafel
der Stadt, wo man auch hier, wie meistens mit einem Kia Ora willkommen geheissen
wird, führt zuerst eine massiv aussehende Brücke mit hohen
Betonbögen über den breiten Wairau River. Jetzt müssen wir Ausschau
halten nach einem i-site und finden es bald in einem wunderschön renovierten
Bahnhof. Hier kann man uns mit einem genaueren Stadtplan weiterhelfen, dank welchem
wir auch bald das Bijou finden, welches für uns heute reserviert wurde. Es ist
ein kleines Weingut mitten in Gewürztraminer-Reben. Der Mann ist Winzer und
die Frau bietet im oberen Stockwerk ihres Hauses für 4 Personen in gediegenen
Räumen B&B im 4-Stern-Stil an.
Zuerst schlendern wir nochmals durch das Städtchen. Wir haben nämlich in
Picton kein Tip-Top gefunden. Nahe beim Zentrum finden wir einen schönen Park,
wo auf einem schiffbaren Kanal ein nostalgischer Restaurant-Raddampfer vor Anker
liegt, welcher Dinnerfahrten anbietet. Wir decken uns aber heute mit Lachs und
Chips ein und feiern später daheim. Während wir's uns auf unserem Balkon
gemütlich machen, treffen wir den Raddampfer nochmals an. Leise gleitet er
hinter den Gebüschen unseres Gartens durch. Auf Nachbars Grundstück
wäre sogar eine Anlegestelle im Opawa River.
Die Gelegenheit eines Gratis-Internetzugangs benutze ich hier auch gerade. Dani
muss mir nämlich die Adresse nochmals schicken, wo man in Singapur am besten
zu einer neuen Kamera kommen könnte.
Donnerstag, 7. Februar 2008
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