Heute, am zweiten Samstag im Februar, wo alles Volk zum grossen Weinfestival nach
Blenheim strömt, entfliehen wir dem Städtchen. Sein Weinanbaugebiet ist
noch mächtig am sich Ausdehnen. Weit hinein in das trockene Hügelgebiet
sind grosse, neue Rebenplantagen am Entstehen. Es scheint, dass die Waldgebiete nun
endgültig hinter uns liegen. Die Strasse führt durch braunes, dürres
Hügelgebiet, auf welchen sich ab und zu einzelne dunkelgrüne Baumgruppen
direkt malerisch ausnehmen.
Fantastische Pastelltöne bietet uns der Blick über den Lake Grasmere,
einer grossen Salzgewinnungsanlage. In verschiedenem Hellblau und Pink liegen die
flachen Becken vor uns. Natürlich auch hier ein Fotostopp und ein Zug, der
mitten über den See fährt, macht die Sache gerade noch attraktiver.
Zusammen mit der Tranz-Coastal-Bahnlinie führt die Strasse nun wieder alles
direkt dem Meer entlang Richtung Süden. Die Sonne ist nun verschwunden und ein
salziger Nebel wird vom Pazifik her über das Land hereingetragen. Eine orange
Signaltafel warnt für ein paar Kilometer vor Seehunden. Auf einem
Ausstellplatz bei Ohau Point halten auch wir an und ein paar Meter neben der
Strasse wimmelt es nur so von grossen, kleinen, faulen und auch verspielten
Seehunden. Der Nachbarfelsen gehört den Kormoranen. Auch sie haben nur ein
müdes Auge für die neugierigen Touristen und trocknen weiter mit
gespreizten Flügeln ihr nasses Gefieder.
Und schon haben wir die heutigen 130 Kilometer bewältigt und finden Kaikoura
Lodge gut an der Hauptstrasse. Wieder ist es eine Ersatzadresse, diesmal in einem
Motel. Als Attraktion gilt hier eine Spa-Dusche mit den verschiedensten Sprüh,
Massage- und Dampfknöpfen, wo man zuerst eine halbe Stunde die
Gebrauchsanweisung studieren muss.
Unser erster Gang ist wieder zum Ort des Geschehens. Hier scheint es der Bahnhof zu
sein. Man könnte hier mit kundigen Leuten auf dem Meer Wale beobachten. Bei
diesem trüben Wetter und den mächtigen Wellen, welche hier gewaltig auf
den Strand donnern, stellen wir uns eine Schifffahrt lieber nicht vor. Während
wir uns in der Information noch über weitere möglichen Aktivitäten
schlau machen wollen, fährt draussen wiederum mal ein Zug ein. Der Tranz
Coastal ist eine beliebte Strecke, weil sie zwischen Picton und Christchurch viel
der Küste entlang führt und wie wir gesehen haben, sogar mitten über
den Salzsee. Auch mit den Delfinen zu schwimmen, liegt heute nicht drin, das
überlassen wir Jüngeren. Wir sitzen nochmals ins Auto und fahren zum
Point Kean, der Spitze der schmalen Landzunge, an welcher sich die Wellen so
schön brechen. Auch dort treffen wir wieder eine grosse Kolonie von Seehunden
an, welchen man von der hohen Klippe aus zuschauen kann. Bei der kleinen Wanderung
dort hinauf, beginnt mich mein Fuss zu schmerzen. Ich habe ihn heute beim
Aussteigen am Salzsee so richtig blöd übertreten. Die Flut ist wieder am
Hereinkommen und langsam werden die flachen Felsplatten wieder unter Wasser
gesetzt. Es ist jetzt gerade etwa knöcheltief. Vielleicht täte meinem
Fuss ja ein Salzwasserbad gut! Also wate ich ein wenig auf dieser Felsterrasse
umher. Der Spass dauert nicht mal so lang, bis mich eine hereinkommende Welle
überraschend bis zum Po nass macht.
Daheim gibt's heute Nudeln, wir müssen aufessen. Dann wird noch erkundet, wo
man morgen die Sonne aus dem Meer aufsteigen sehen könnte, wenn... Wieder,
oder immer noch fasziniert die Gewalt der Wellen und wir schauen am einsamen Ufer
zu, wie das Wasser unsere Spuren im Sand langsam wegzulecken beginnt, bis es fast
dunkel ist.
Die Spa Dusche will ich natürlich ausprobiert haben, komme aber zum Schluss,
dass ich mir ein solches Monster zu Hause nicht anschaffen würde.
Unser Hotel liegt vielleicht zweihundert Meter vom Strand entfernt, und man
spürt sogar das Zittern der Gewalt der Wellen, wenn man im Bett liegt.