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Wir rüsten uns heute nach dem Frühstück zu einem nicht ganz so anstrengenden Marsch. Auch ich dachte, man könne hier etwas Proviant ergänzen, aber um zur nächsten Einkaufsgelegenheit zu gelangen, muss man mit der Seilbahn ins Tal und von dort noch eine Stunde dem Bach entlang bis Arvigo gehen. Man könnte sich auch mit einem Stück Brot und Käse oder einem Apfel als Picknick bei Herr Keller eindecken. Er ist ausser Wirt und Hotelier auch die Post hier und man bekommt Briefmarken und Karten bei ihm. Als einer von den fünfzehn Einwohnern im Dorf, muss man flexibel sein. Die junge Frau, welche ihm zur Hand geht, wenn wegen Grossandrang Not am Mann ist, ist noch vor nicht allzu langer Zeit in die Schule gegangen und sie erzählt, dass sie für ihren Schulweg mit Warten auf Postautos täglich bis 5 Stunden habe einrechnen müssen.
Gut hat Margrit bereits gestern herausgefunden, wie man die Seilbahn bedient, so
müssen wir nicht zuerst die Gebrauchsanweisung lesen. Bezahlt wird erst
unten, ehe man durchs Absperr-Drehkreuz gelassen wird. Mit der nächsten Charge
kommt auch Esti. Sie hat von Herrn Keller eine Mehrfahrtenkarte erhalten, mit
welcher eine Fahrt nur die Hälfte, also zwei Franken kostet. Diese kann man
elektronisch aufladen und am Schluss müssen wir sie einfach mit dem gleichen
Betrag wieder abgeben, welcher jetzt geladen ist. Ruedi und Hans wollten anstelle
der Seilbahn, den Saumweg hinunter nach Selma erkunden. Sie schaffen das fast in
der gleichen Zeit, die wir für unsere drei Fahrten und am Schluss die
Tücken des Drehkreuzes zu überwinden gebraucht haben.
Ein schöner Wanderweg führt uns noch im Schatten der rauschenden
Calancasca entlang, manchmal zwischen riesigen Felssturzbrocken der hochaufragenden
Felswände bis nach Arvigo. Über eine wunderschöne Steinbrücke
gelangt man von der hiesigen Seite, da wo früher vor einem kleinen Kapellchen
den Hexen der Prozess gemacht wurde, hinüber zum Gebäude des
Kreisgerichts mit den Gemeindewappen des Calancatales an seiner Fassade. Den
Inhaber des ‚Alimentari Valerio' muss erst jemand herbeirufen, aber man
bekommt bei ihm doch frisches Brot, Bananen, Bündnerfleisch und sogar ein
Glacé.
Die Anderen warten uns oben bei der Kirche San Lorenzo, wo wir im Schatten des Beinhauses unser Picknick verzehren. Es ist auch heute wieder ein wunderbarer, aber heisser Sommertag und gerne taucht man für den Aufstieg oberhalb des Dörfchens in den kühlen Schatten des Waldes. Man hat auf die Wegstrecke von knapp drei Kilometern doch eine Höhendifferenz von gut 400 Metern zu erklimmen.
An einem engen Durchgang zwischen hochaufragenden Felsklippen gibt es bei der Kapelle der beiden Heiligen San Lucio und San Gottardo eine beschauliche Rast. Dann haben wir's für heute bald geschafft. Nur Esti hat noch nicht genug. Sie schwärmt von einem schönen Wasserfall und dem Legostein, welche man über das Maiensäss Boliv weiter hinten im Tal erreicht, aber sie kann keinen von uns umstimmen. Ich jedenfalls habe genug für heute und freue mich auf ein Panaché auf der Terrasse beim Ostello.
Nach dem Nachtessen gibt's heute Platz- oder Wunschkonzert in Landarenca. Es sind immerhin zwei Lalibus aufgetaucht und wir lassen die Brünnlein fliessen und die Abendstille überall vertreiben. Das mit dem Wasserleitungsmarsch muss ich mir merken.
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