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Obwohl in der Nacht neben vielen Wolken laut Hans nur zwei Sterne gesichtet wurden,
erstrahlt der Himmel am Morgen wieder in einem klaren, wolkenlosen Blau.
Unsere heutige Etappe ist moderat. Der Wegweiser vor dem Haus verkündet eine
Marschzeit von zweieinhalb Stunden. Aber es geht heute über einen Pass, den Col de
Susanfe über 2494 Meter, also ein Aufstieg von knapp 400 Höhenmeter und dieses
Ziel hat man immer vor Augen. Grauer, feiner Kies überdeckt den ganzen Sattel. Je
höher man kommt, desto mehr gleicht die Umgebung einer Mondlandschaft. Kleine
Bäche haben tiefe Runzeln aus der Oberfläche herausgearbeitet, so dass man sich
auf dem Sattel wie auf einem immensen Elefantenrücken vorkommt. Kein Gräslein
oder Blümlein konnte hier Fuss fassen, dafür ist die Aussicht wieder mal
atemberaubend, sobald man die letzten Schritte des Aufstiegs zurückgelegt hat. Im
gleissenden Gegenlicht erheben sich auf der andern Seite am Horizont die höchsten,
schneebedeckten Spitzen der Schweizer Alpen, vom Matterhorn zum Grand Combin und wie sie
alle heissen mögen. Unten im Tal in leichtem Dunst der Lac de Salanfe, an dessen
Ende bei der Staumauer unsere heutige Unterkunft zu sehen ist. Er hat sehr wenig Wasser
und ist sicher nur etwa halb so gross, als ich es von unserer Trient-Rundwanderung in
Erinnerung habe, als wir auch in der Auberge de Salanfe übernachtet haben.
Natürlich schweifen unsere Blicke auch hinüber, dem Weg und Hang entlang hinauf
zum Col d'Emaney, wo wir ganz nah an die Munggen heran kamen. Weisst du noch?
Nach einer kurzen Staun- und Verschnaufpause geht's zuerst noch ein kurzes Stück
in der Mondlandschaft "äne wider abe" bis zu einer, wie ein Iglu aussehenden
Schutzhütte. Bei diesem schönen Wetter kann man sich gar nicht so richtig
vorstellen, dass diese eine lebensrettende Funktion haben könnte. Allerdings,
über diese Felswand, in welche wir kurz darauf einsteigen, möchte ich bei
schlechtem Wetter oder gar Nebel nicht hinunterklettern wollen. Der Adrenalinausstoss ist
so gerade noch richtig.
Nachher besänftigt sich der Weg und er führt uns langsam hinunter ins Tal, wo
auf einer kleinen Ebene neben mäandernden Bächlein die Kühe weiden und wir
uns zu einer ausgedehnten Siesta zwischen hohen gelben Enzianstauden niederlassen.
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Pascal hat für morgen einen Termin und will deshalb heute noch bis zum Zeltplatz
Van d'en Haut hinunter, wo er ein Postauto nach les Marecottes erreichen kann. Da wir
heute ja noch viel zu wenig 'gemacht' haben und erst heller Mittag ist, beschliessen wir,
ihn bis zur Schlucht zu begleiten.
Es könnte sein, dass sich die zusammenbrauenden Wolken noch entladen, deshalb nehmen
wir unsere Windjacke aus dem Rucksack, den wir schon im Dortoir deponieren können
und folgen bald unterhalb der Staumauer in schluchtiger Erwartung dem Restwässerlein
der Salanfe entlang. Die Erinnerung an die Schlucht ist ausser gerade unten beim Einstieg
über diverse Leitern sonst gänzlich deleted und da nach einer halben Stunde
noch immer keine Schlucht zu sehen ist, verabschieden wir uns in der immer tüppiger
werdenden Hitze von Pascal, welcher aber morgen Abend in Mex wieder zu uns stossen
wird.
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Daheim reicht es uns heute gar für eine grosse Wäsche, welche es hinter dem
Haus an der Wäscheleine sogar noch schafft, fast ganz trocken zu werden, ehe nun das
drohende Gewitter Ernst macht.
Es sind auch heute wieder gut sechzig Personen in dieser Herberge. Hier war der Hinweis
auf der Internetseite, dass Hunde im Dortoir nicht erlaubt sind, deshalb haben wir
für Herbert und Kathrin mit Ria ein Zimmer reserviert. Ich habe Ria gern mit auf der
Wanderung. Sie passt immer so gewissenhaft auf ihre "Herde" auf. Immer ist sie es, die
zuerst oben auf einer Anhöhe angelangt ist und prüfend zurückschaut, ob
wir ja auch alle folgen.
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