zum vorherigen Tag | 14. August 2013 | zum nächsten Tag |
Die Nebel, welche hier gestern noch begannen um Hügel und Berge zu schleichen, sind heute noch da und hüllen die ganze Aussicht rundum in ihre Schleier ein. Die grosse Gruppe der weisshaarigen ‚jungen Garde des SAC Einsiedeln', wie sie sich gestern bei unserer ersten Begegnung unterwegs bezeichnet haben, verschwinden bereits um acht Uhr im Gänselimarsch im Nebel, einer davon - igitt - im Turnerleibchen und kurzen Hosen. Wir mummeln uns lieber vorerst noch ein bisschen in Faserpelz und Ohrenklappen und machen uns eine halbe Stunde später auch auf die Suche nach unserem Weg. Wir müssen am gegenüber der Hütte liegenden Muot la Greina auf einem abenteuerlichen Pfad zuerst noch eine Felsnase umklettern, bevor wir wieder unten an der engsten Stelle, wo man die Staumauer machen wollte, auf einem schmalen Steg über den Rein da Sumvitg gelangen.
Beim Aufstieg hinan zum Pass Disrut wird uns nochmals ein Blick zurück über
die ganze Greina-Ebene gewährt. Ein Blick auch zurück in die Erinnerung an die
Mäander des Reins, die immer noch gleich sind wie auf dem Dia von Hans und die auch
weiter so bleiben dürfen. Hier drückt bereits die Sonne wieder und macht den
Nebeln den Garaus. Auf der andern Seite, noch eine Stufe tiefer als wir ihn vorhin
überquert haben, macht sich der Rein am Fusse des kegeligen Hügels, auf welcher
uns die Terri Hütte zwar noch leicht umwölkt zum Abschied zuwinkt, in einer
Schlucht davon.
Er ist nicht sehr spektakulär, der Pass Disrut. Ein sanfter Buckel eher mit viel
Grün auf beiden Seiten und heute halt etwas umwölkt, aber angenehm zum Wandern,
so dass man nicht so ins Schwitzen kommt.
Um die Mittagszeit haben wir bereits den grössten Teil unserer heutigen Etappe
hinter uns und mit Aussicht hinunter zur Kapelle in Puzzatsch und weit hinaus über
die malerischen Streusiedlungen im Lumnez, geniessen wir eine ausgedehnte Mittagsrast.
Pascal versucht, für die Strecke von Puzzatsch nach Vrin einen
‚Faultierbagger' zu organisieren. Gegen drei Uhr sollte dort eigentlich ein
Postauto verkehren. Wir sind nun viel früher dort und haben Glück. Es ist auf
zwei Uhr bereits eine Gruppe angemeldet und man würde uns anschliessend auch noch
holen.
Um halb zwei sind wir nun bereits unten bei der Kapelle, welche ich natürlich auch
von innen begutachten will. Ich werde aber jäh in meiner Andacht unterbrochen, denn
das Postauto ist da, aber die erwartete Gruppe nicht (es ist die weisshaarige junge Garde
des SAC Einsiedeln) und so können wir an ihrer Stelle bereits jetzt nach Vrin
mitfahren. Es ist gut so, viel besser, als wenn wir noch zu Fuss weiter wären. Die
ganze Strecke von noch gut vier Kilometern ist alles Teerstrasse und die zehn Franken
für den Faultierbagger ist es mir alleweil Wert.
Bereits um zwei Uhr können wir im Hotel e Pensiun Pez Terri in Vrin unser Logis
beziehen. Zuoberst unter dem Dach steht uns ein grosser Raum mit Tisch und Sofa zur
Verfügung, wo man sich mit Vorhängen in verschiedenen Nischen sein Nestchen
gemütlich einrichten kann.
Auch Katrin ist nun aus dem Unterland hier eingetroffen und uns steht noch ein ganzer
Ferien-Nachmittag zur Verfügung. Einige nützen die Gelegenheit, nach einem
Drink unten in der Garten- oder besser gesagt Strassenwirtschaft, später mit dem
Postauto in die nächste Ortschaft Lumbrein zu fahren, um vielleicht noch etwas
frischen Proviant einzukaufen oder immerhin einen Blick in eine, zwei oder alle drei
Kirchen und Kapellen dort zu werfen. Hedi kennt dort einen Tanzkollegen, den sie bei
dieser Gelegenheit besuchen könnte.
Ich bleibe in der näheren Umgebung, denn auch die Kirche hier bietet einen lohnenden
Augenschein. Allein schon die sicher gut zweihundert weiss getünchten
Totenschädel, welche aufgereiht unter dem Dach der kleinen Seitenkapelle aus ihren
hohlen Augen zu uns herunterstarren, ziehen auch mein Kameraauge förmlich an.
Auch die alten Walserhäuser, eine Art Blockhaus, deren Fensterreihen mit
verschiedenen geschnitzten Friesen oder zum Teil üppigem Blumen- und Geranienschmuck
verziert sind, machen den Dorfspaziergang interessant. Wie mancherorts in Italien, wird
hier die Wäsche an einer langen Leine über zwei Rollen zum Trocknen bis zum
Nachbarhaus oder der Scheune gezogen. Natürlich kann ich es nicht verkneifen, von
der langen Zeile Unterwäsche, welche sich hoch über uns strahlend weiss gegen
den blauen Himmel abhebt, einen Schnappschuss heimzunehmen. Es gäbe die reinste
Persil-Reklame, aber auf vielseitigen Wunsch solle dies doch mein nächstes
Monatsbild werden….
Um halb sieben gibt's Nachtessen. Zum Saucen-Gschnetzelten gibt's heute Spätzli und
Spinat und anschliessend auch heute einen kleinen Verdauungsspaziergang. Man möchte
gerne noch den Einstieg auf den Wanderweg, der ins Tobel hinunter führt, ausfindig
machen.
zum vorherigen Tag | 14. August 2013 | zum nächsten Tag |